Kennung: 3650

München, 20. Januar 1914 (Dienstag), Briefkarte

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

München, 20.I.14.


Geliebter Frank, eben ist Dein Schminkkasten abgegangen u. hoffe ich, dass Du ihn morgen hast. Den Schlüssel hast Du wohl an Deinem Schlüsselbund; ich konnte ihn nicht aufschließen da ich keinen Schlüssel habe. Hoffentlich zerbricht nichts. | Wenn Du Schuhe oder Tricots brauchst, telegraphierst Du vielleicht nochmals. Aber das bekommst Du wohl alles in Berlin. Kannst Du denn die Rolledes Og von Basan in „Simson“ (dann in der Uraufführung am 24.1.1914 im Berliner Lessingtheater doch von Alexander Rottmann gespielt). so rasch lernen, oder ist die Premiere auf später verschoben? Habe gestern abends u. heute Vormittag „Erdgeist“ eingerichtetein Regiebuch „zu ‚Erdgeist‘ mit Einträgen für ihren eigenen Bedarf“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 237]. Wedekind hatte zu dem Regiebuch [vgl. KSA 3/II, S. 1310-1319] am 8.11.1913 „Erdgeist Regiebuch begonnen“ [Tb] und am 25.11.1913 „Regiebuch Erdgeist gearbeitet“ [Tb] notiert., Nachmittags einiges besorgt u. werde jetzt an Erdgeist weiter arbeiten. Sybil Vam/n/e hat sich verheiratetSibyl Vane – das ist Anna Weber (geb. Koebke), Tochter des Theaterdirektors Benno Koebke [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912], eine „Freundin“ [Wedekind 1969, S. 209, 230] Tilly Wedekinds, inzwischen Schauspielerin am Schauspielhaus in Frankfurt am Main [vgl. Neuer Theater-Almanach 1914, S. 433] und von Otto Weber in Leipzig geschieden – heiratete am 19.1.1914 in Frankfurt am Main den Gerichtsassessor Dr. jur. Paul Grüder und wohnte dort im Gärtnerweg 24, wie die Heiratsurkunde ausweist [vgl. Heiratsregister Frankfurt am Main 1914, Standesamt I, Blatt 40, Nr. 39; https://www.lagis-hessen.de/]; sie wohnte in der „Pension Villa Métropole, mit Garten, Gärtner-Weg 24.“ [Adreßbuch für Frankfurt am Main 1914, Teil III, S. 80]. Dr. jur. Paul Grüder, am 10.3.1911 in Heidelberg promoviert mit der Dissertation „Die strafrechtliche Behandlung von Kindern und Jugendlichen im geltenden Recht und im Vorentwurf zu einem deutschen Strafgesetzbuch“ (Frankfurt am Main 1911), war in Frankfurt am Main (Friedrichstraße 13) [vgl. Adreßbuch für Frankfurt am Main 1914, Teil I, S. 168] und in München (Tengstraße 31) [vgl. Adreßbuch für München 1914, Teil I, S. 217] gemeldet. mit einem Dr. Paul Grüder; habe ihr in unser | beider Namen telegraphiertTelegramm nicht überliefert; erschlossenes Korrespondentstück: Tilly und Frank Wedekind an Sybil Vane, 20.1.1914..

Den Kindern geht es Gottlob gut, sie waren Vor- u. Nachmittag aus. Sie schicken Dir viele, viele Küsse. Wenn Du willst, könnte ich Dir noch die Wäsche schicken die jetzt gewaschen wurde. Paar Hemden u. Kragen, Unterhosen, ein Nachthemd 6 Paar Socken. Nachthemden müsste man paar | nachkaufen Du hast glaub’ ich nur 5 ordentliche. –

Aber wie Du willst. Nun lebwohl für heute. Fr. Dr. HirthElise Hirth, Gattin des Münchner Verlegers Georg Hirth. traf ich in der Stadt, ihr Mann war sehr krank, erhohltSchreibversehen, statt: erholt. sich jetzt aber wieder. Sie lässt Dich grüßen.

In treuer Liebe umarmt Dich,
Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11,5 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat auf Seite 1 mit rotem Buntstift das Datum „20.1.14“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    20. Januar 1914 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
290
Briefnummer:
432
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.1.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 17:32