München 3. März 1915
Sehr geehrtes gnädiges FräuleinAgnes Therese Pariser, eine der beiden Töchter des mit Wedekind befreundeten Ehepaars Erna und Ludwig Pariser in München (Georgenstraße 30) [vgl. Adreßbuch für München 1915, Teil I, S. 504], eine Grafikerin, die ihr Atelier in München in der Bauerstraße 18 (4. Stock) hatte, wo sie ab dem 12.5.1915 gemeldet war [vgl. Aurnhammer/Schiewer 2022, S. 86].!
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verbindlichsten Dank für ÜbersendungHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Agnes Therese Pariser an Wedekind, 2.3.1915. der herrlichen Zeichnungennicht ermittelt; es dürfte sich um Illustrationen für ein Buch gehandelt haben, das noch nicht erschienen war (siehe unten)., die mir einen
wirklichen Genuß bereiteten. Ich glaube, daß das Buchvermutlich „Österreichs Helden im Süden“ (1915) von Rifat Gozdović Pascha, als Band 4 der Reihe „Heldenkämpfe 1914/15“ im Gustav Kiepenheuer Verlag in Weimar in Vorbereitung und von Agnes Therese Pariser illustriert, angekündigt im Spätsommer [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 82, Nr. 210, 10.9.1915, S. 5194, 5196]; dieses Buch (auf dem Titelblatt: „Mit 6 Vollbildern und reichem Buchschmuck von A. T. Pariser“) ist im Erstdruck des vorliegenden Briefs vermutet worden: „Unter den zahlreichen Illustrationen ist allerdings das von Wedekind lobend hervorgehobene Motiv nicht auszumachen.“ [Aurnhammer/Schiewer 2022, S. 86] mit solchen Zeichnungen
geschmückt noch einmal seinen Weg machen könnte. Besonders gefallen hat mir das
am Bachgeländer | stehende Mädchen. Ich hoffe und bin überzeugt, daß diese
Arbeit, wenn Sie sie zu Ende führen sich Ihnen dankbar erweisen wird. Mich
verpflichten sie jedenfalls sehr durch Ihre feinfühlige Kunst.
Mit besten
Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.