Cöln
12.VI.1913.
Lieber Frank!
Im Nächsten Winter
möchten wir gerne einen Vortrag von Dir in der Litt. Ges. und
der damit verbundenen Vereinigung
für dramatische Kunst, deren I. Vors.Walter Laué war nicht nur erster Vorsitzender der Vereinigung für dramatische Kunst, sondern auch erster Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft in Köln. ich bin, haben.
Freitag den 6. März 1914Wedekind gab von Ende Februar bis Anfang März 1914 Gastspiele in Königsberg und Bremen. Statt seiner hielt am 6.3.1914 Paul Santkin auf Einladung der Literarischen Gesellschaft im großen Gürzenichsaal einen Vortrag „Über Frank Wedekind“ [vgl. Literarische Gesellschaft in Köln (Hg.): Sechzehntes Jahrbuch der Kölner Blumenspiele 1914. Köln 1914, S. 131]. möchte ich Dir
vorschlagen. April ist ShakespearefeierAm 26. April 1913 veranstaltete die Literarische Gesellschaft in Köln (e. V.) anläßlich des 350. Geburtstags von William Shakespeare eine öffentliche Feier im großen Saal des Gürzenich [vgl. ebd., S. 131]., Februar ist dem Karneval | geweiht. JanuarDie Vereinigung für dramatische Kunst brachte Gerdt von Bassewitz’ Drama „Die Sunamitin“ schon am 9.12.1913 zur Uraufführung [vgl. ebd., S. 132]. Neben Frank Wedekind gehörte auch Bassewitz zu den 8 Schriftstellern, denen die Johannes-Fastenrath-Stiftung 1913 Preise verliehen hatte.
ist die Sunamitin von Bassewitz.
Wir würden uns außerordentlich freuen, wenn Du zusagen
könntest. Der Vortrag findet im großen Gürzenichsaale statt, wo Du ja schon gesprochenAm 17.3.1905 hatte Wedekind, ebenfalls nach einer Einladung der Literarischen Gesellschaft, deren Vorsitzender Johannes Fastenrath war, im großen Saal des Kölner Gürzenich vorgetragen (damals las er Szenen aus „So ist das Leben“, die Erzählung „Rabbi Esra“ sowie die Gedichte „Das Lied vom armen Kind“, „Sommer 1898“ und „Der blinde Knabe“) [vgl. KSA 1/II, S. 1156]. hast. Honorar 250 Mark. Also überleg Dirs und mache Deinen Kölner Freunden, die
Freude und komm! |
Für Deinen frdl. Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Laué, 2.6.1913. besten
Dank! Deine Verwendung der Fastenrath-Stiftungs-Ehren-GabeStiftungszweck war die Unterstützung bedürftiger deutscher Schriftsteller und die Förderung literarischer Begabung durch die jährliche Ausschüttung von 8500 Mark Preisgelder. Wedekind hatte das Preisgeld von 1000 Mark weiterverschenkt: „Fastenrathpreis erhalten und weiter spediert“ [Tb 6.5.1913]. Die eine Hälfte übergab er Erich Mühsam, dem Herausgeber der Zeitschrift „Kain“, die andere Hälfte dem Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS), da er sich augenblicklich „nicht in bedrängter Lage befinde“ [Wedekind an Mühsam, 7.5.1913, vgl. KSA 5/II, S. 490f.]. Wedekind, der im März 1911 in den SDS eingetreten war, gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Ortsgruppe des SDS, die am 7.3.1913 ihre erste Hauptversammlung im Cafe Luitpold abgehalten hatte: „Schriftsteller Schutzverband im Luitpold“ [Tb 7.3.1913]. Auch gehörte er ihrem Ehrenausschuss an [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 66, 1913, Nr. 243, 15.5.1913, Vorabend-Blatt, S. 2; vgl. auch KSA 5/III, S. 492]. verstehe ich nebst
Motiven, vollkommen. Ich werde in der nächsten StiftungsratsSitzungDie nächste Sitzung der Johannes-Fastenrath-Stiftung, deren zweiter Vorsitzender Walter Laué war, fand am 2.5.1914 statt. Einmal im Jahr am Samstag vor dem Beginn der Blumenspiele, die die Kölner Literarische Gesellschaft am ersten Sonntag im Mai eröffnete, kam der Stiftungsrat zusammen, um über die Verteilung der Preisgelder zu entscheiden., Deinem Wunsche gemäß, den Herrn von Deinen
Gründen Mitteilung machen. Hier gehts jetzt wieder gut. Meine Frau hatte uns vor 14 Tagen große
Sorge gemacht. Sie war in Hoffnung | mußte sich aber wegen Complikationen im
Sanatorium einer schweren lebensgefährlichen Operation unterziehen.
Alles ist aber wohl + zum Glück verlaufen. Sie ist jetzt wieder wohlauf.
Ende Juni o. Anfang Juli fahre ich nach AarauWedekind dürfte einen mehrtägigen Aufenthalt in Lenzburg nicht nur der Mutter [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind-Kammerer, 2.6.1913], sondern auch dem Freund [vgl. erschlossenes Korrespondenzstück Wedekind an Laué, 2.6.1913] in Aussicht gestellt haben. Nach einem Besuch Walter Laués in Lenzburg (6.7.1913) schrieb Tilly Wedekind von dort an ihren Ehemann: „Er [...] hofft Dich eventuell noch hier zu sehen.“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 7.7.1913] Laut Tagebuch traf Wedekind am 11.7.1913 in Lenzburg ein und blieb fünf Tage..
Grüße Deine Frau Gemahlin bestens von
mir und meiner Frau! Dir in alter Treue die herzlichsten Grüße!
Dein
Walter Laué.