Lieber Oskar.
Thut mir leid Dir erst jetzt antwortenvgl. Oskar Schibler an Wedekind, 20.7.1881. zu können; da wir BesuchDie philosophische Tante Olga Plümacher, eine Schulfreundin von Wedekinds Mutter, verbrachte mit ihren Kindern, dem 17-jährigen Hermann und der 15-jährigen Dagmar, einige Tage auf Schloss Lenzburg. haben kann ich
nicht so von oft Gelegenheit bekommen anʼs Schreiben zu denken. Der/m/ Boten der d/D/ir
dies Blatt überbringen wird soll wirst Du mein Lorgna/o/nStielbrille, „Augenglas für Ein Auge“ [Meyers Konversationslexikon, 1905-1909, Bd. 12, S. 714]. gut eingepackt übergeben,
denn mein Antikerder Vater.
weiß daß ich dasselbe noch
immer nichtWedekinds Lorgnon dürfte seit einem Treffen der Freunde Anfang Juli im Besitz von Oskar Schibler gewesen sein [vgl. zur Verabredung Oskar Schibler an Wedekind, 1.7.1881]. habe und möchte gerne daß du es mir schickest. Wenn Du bei
Ankunft dieses Briefes nicht zu Hu/a/use bist, so wirt/d/ der Bote nach wenigen Stunden
wiederkommen W bis wann Du es zurechtgelegt haben wirst. Die Bucolicadie von Mai bis Juli 1881 entstandene Hirtendichtung, für die Wedekind ein blaues Heft mit dem Titel „Bucolica“ angelegt hatte.
magst Du am Dienstagder 26.7.1881.
oder MitwochSchreibversehen, statt: Mittwoch, der 27.7.1881. zur
gewohnten Zeit selber bringen, denn. Nicht früher, denn erst
Montagder 25.7.1881. Am 24.7.1881 wurde Wedekind 17 Jahre alt. Olga Plümacher schenkte dem philosophisch Interessierten die soeben erst erschienene Anthologie „Lichtstrahlen aus Ed. v. Hartmann’s sämmtlichen Werken“ herausgegeben von Max Schneidewin [vgl. Kutscher 1, S. 46]. gehen PlümachesSchreibversehen, statt: Plümachers. fort. Dem Boten
gieb Antwort mit, wann Du kommen wirst. Mit großer Freude werde ich Dich am |
Bahnhof empfangen. D/U/nterdessen
sei mir herzlich gegrüßt von Deinem
Kater
Der Bote wird von mir bezahlt werden.
[Kuvert:]
Herrn Oskar
Schibler, stud. jur.
p. a. Herrn Keller Franke
wohnhaftOskar Schibler lebte mit Stiefvater Joseph Keller-Franke, Mutter Wilhelmine Keller-Franke sowie den Geschwistern Alfred Schibler und Hermann Keller am Zollrain 179 in Aarau. Der Bierbrauer Thomas Fischer betrieb im Haus auch eine Bierwirtschaft [vgl. Verzeichniss sämmtlicher Einwohner, Wohn- und Oekonomie-Gebäude der Gemeinde Aarau 1881, S. 13] in der Brauerei v. Fischer, 3 Treppen hoch
am Zollrain
in Aarau. |