Den Früh- und Sprühgeistern.
So ist es ja: Die Regeln des Pedanten
Vermögen nie frühreifen Geist zu zwingen;
Das junge Feuer will mit Riesen ringen
Und flammt empor über die ausgeplanten
Und enggezognen Schranken der Galanten.
Erstickt, erdrückt – muß es zurück sich schlingen,
Im Widerstreite kann kein Werk gelingen
Und Unmuth nagt im Busen des Verbannten.
Und aber ist es so: Nach der Vollendung
Verklärtem Stern trägt dich kein Drachenflug,
Und nur sein Ich genießen ist – Verblendung. –
So gib dann du, wenn dich Gesetze trügen
Dir selbst die Pflicht: Sei Andern erst genug,
So wirst du deinem eignen Selbst genügen! |
Nimm diese Worte, lieber Franklin, hin als ein Pfand der Erinnerung an
deinen „Altenvon Wedekind verwendeter Aliasname Adolf Vögtlins, den dieser möglicherweise auch bei den wöchentlichen Kneipen benutzte.“. Sie
mögen dich begleiten bei jeder That, groß oder klein; folge ihnen – und du
wirst glücklich sein, ohne nur egoistischem Glücke zu leben.
Dein Weg ist nun nicht der meineDie Lebenswege der Schulfreunde trennten sich. Während der 3 Jahre ältere Adolf Vögtlin nach erfolgreicher Maturaprüfung – Zeugnisübergabe am 14.4.1881 – die Kantonsschule Aarau verließ, um ein Hochschulstudium an der Universität Genf aufzunehmen, erhielt Wedekind, der die Versetzung in die III. Klasse des Gymnasiums nicht geschafft hatte, in den nächsten Monaten Privatunterricht auf Schloss Lenzburg, ehe er im Herbst erneut in die II. Klasse des Gymnasiums der Kantonsschule Aarau eintrat.; aber glaube mir, ich werde dir immer u überall,
wo wir uns immer treffen mögen, dieselbe Gesinnung entgegentragen, der ich hier
Ausdruck zu geben versuchte.
Lebe wohl auf Wiedersehn!
Dein
Kasp. Adolph
Voegtlin.