Postkarte
Herrn
Frank Wedekind
Schriftsteller
Hier – Selbst
Franz Josephstraße 42/r |
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Sünde istDer faksimilierte Satz „Sünde ist eine mythologische Bezeichnung für schlechte Geschäfte“ (darunter gesetzt der ebenfalls faksimilierte Namenszug des Autors) stammt aus dem „Marquis von Keith“ und ist ein Zitat der Titelfigur zu Beginn des 2. Aufzugs [vgl. KSA 4, S. 171]. Der Satz findet sich außerdem als Aperçu in der Liste der Aphorismen „Also sprach der ‚Marquis von Keith‘“ [vgl. Frank Wedekind: Also sprach der „Marquis von Keith“. In: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, Jg. 7, Nr. 49, Dezember 1902, S. 826; KSA 5/II, S. 191]. eine mythologische Bezeichnung
für schlechte Geschäfte.
Frank Wedekind.
Tugend istDer Satz „Tugend ist eine mythologische Bezeichnung für schlechte Säfte“, den Max Eichler unter Wedekinds faksimiliertem Satz „Sünde ist eine mythologische Bezeichnung für schlechte Geschäfte“ geschrieben hat, greift diesen auf und formuliert ihn um („Tugend“ statt „Sünde“, „Säfte“ statt „Geschäfte“), um ihn im Rekurs auf die als Charakterlehre tradierte Humoralpathologie („schlechte Säfte“) als Aperçu variierend zu unterstreichen. eine mythologische Bezeichnung für schlechte
Säfte. Gruß
Max EichlerBegegnungen mit dem Maler und Zeichner Max Eichler notierte Wedekind am 1.6.1904 („Von Eichler gemalt“), 17.9.1904 („Ich werde bei Eichler photographirt. Er macht eine Skizze von mir“), 17.1.1905 („Mit Anna von Seidlitz, Blei und Eichler im Café de l’Opéra“), 26.1.1905 („mit Eichler, Anna v. Seidlitz und Dreßler in der Torggelstube“), 1.2.1905 („mit Dreßler Eichler Langheinrich und Anna Torggelstube“), 3.2.1905 („Mit Gerhäuser Anna v. Seidlitz und Eichler bis 5 Uhr im Café de l’Opéra“) und 6.2.1905 („Nachts in der Torggelstube mit Anna Langheinrich Dreßler Lotte Eichler, Scharf“) im Tagebuch. Bei den Begegnungen teilweise dabei waren Franz Blei, Anton Dreßler und Ludwig Scharf, die auf der vorliegenden Gruppenpostkarte ebenfalls vertreten sind.
Man bittetDer Satz „Man bittet, sich aber nicht zu erkälten“ bezieht sich auf das Lied „Mein Lieschen“ [KSA 1/II, S. 94f.], 1901 mit allen drei Strophen in der Reihe der „Brettl-Lieder von Frank Wedekind“ veröffentlicht [vgl. KSA 1/IV, S. 989, 993], das 1905 gleichlautend als Gedicht gedruckt wurde; sein erster Vers lautet: „Mein Lieschen trägt keine Hosen“, die dritte Strophe lautet: „Wie leicht kann sie sich beim Hupfen / Erkälten, eh’ sie’s gedacht; / Und bleibt ihr auch nichts als ein Schnupfen, / Man nimmt sich doch lieber in acht.“ [KSA 1/I, S. 628] Wedekind brachte das Lied 1901 bei den Elf Scharfrichtern und 1904 bei den Sieben Tantenmördern in München zum Vortrag [vgl. KSA 1/IV, S. 1000f.]., sich aber nicht zu erkälten (siehe
Mein Lieschen!)!
In
diesem Zeichen sollst Du siegen. AntonBegegnungen mit dem befreundeten Musiker Anton Dreßler notierte Wedekind häufig im Tagebuch, gelegentlich mit dem Vornamen, wie am 12.9.1904 („Abends mit Anton und Lotte in der Bar“) und 27.6.1905 („mit Anton und Lotte in der Torggelstube“), überwiegend aber mit dem Nachnamen..
Du hast
das Zweite Gesichteine prophetische Gabe haben (Redewendung), auch: unbekannte Seite einer Person, Charakterzüge, die sie zu verbergen sucht.! Blei
Otto VrieslanderBegegnungen mit dem Musiker Otto Vrieslander hat Wedekind im Tagebuch nicht notiert.
John
Jack VrieslanderBegegnungen mit dem Grafiker John Jack Vrieslander (d.i. Hans Zarth) hat Wedekind im Tagebuch nicht notiert.
Jott, wie haben se Dir zujericht(berlinerisch) Gott, wie haben sie Dich zugerichtet. – diese Kunst-ZapanausenWortneuschöpfung, wohl Verballhornung von ‚Banausen‘.!
Ludwig Scharf
Sind das Poeten? Oder DikobekenWortneuschöpfung, wohl Verballhornung von ‚Dichtern‘.?
EdgarDen Schriftsteller und Journalisten Edgar Steiger kannte Wedekind als Mitarbeiter des „Simplicissimus“; er notierte im Tagebuch gelegentlich Begegnungen mit ihm, so am 16.6.1904 („Abend mit Steiger“) oder am 12.9.1907 („Abends treffe ich Edgar Steiger auf dem Hofbräuhauskeller“).