Kennung: 3579

Aarau, 15. September 1881 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

15. Sept 81. Aarau.


Lieber Franklin!

Es hat mich sehr gefreut zu vernehmen, dass du wider dich von deinem SchmerzenslagerWedekind hatte 5 Wochen mit einer Rippenfellentzündung im Bett gelegen. erheben darfst. Mögen deine Kräfte uns bald wider einmal gestatten uns persönlich zu treffen.

Ich habe immer mehr Sehnsucht di/en/ hiesigen Verhältnissen valet(lat.) Lebewohl. – Oskar Schibler wollte die Kantonsschule Aarau verlassen und seine Schullaufbahn an der Kantonsschule Solothurn fortsetzen; diese wollte auch Wedekind nach seiner Gesundung besuchen. zu sagen und die alte burgund. ResidenzstadtSolothurn, die Hauptstadt des Kantons Solothurn, gehörte im frühen Mittelalter zum Königreich Burgund. zu beglücken. Aber wie soll ich das bei meinen Eltern durchsetzen. Ich will versuchen ob ich meinen FraterOskar Schibler dürfte an den älteren Bruder, den Studenten Wilhelm Schibler, gedacht haben. zu meiner Ansicht bekehren kan & somit neue wirksame Truppen ins Feld rücken. Pläne hätte ich allerdings genug, aber die sind für den Nothfall in Reserve. Schreiben will ich sie Dir auch nicht – mündlich lässt sich über solch ein beides interessirdesSchreibversehen, statt: interessirendes. Thema besser sprechen |

Morgen (16)Wedekind hatte den Freund gefragt, was am 16. September sei [vgl. Wedekind an Oskar Schibler, 14.9.1882]. – Oskar Schibler wurde 19 Jahre alt. ist mein Geburtstag da wirst du mich hoffentlich auch mit einem Poema,Schreibversehen, statt: Poēma (griech.) Gedicht. Wedekind beschenkte Oskar Schibler wiederholt zu besonderen Anlässen mit Gedichten [vgl. u.a. Wedekind an Oskar Schibler, 27.11.1879]. überraschen. Meine MuseAuch Oskar Schibler schrieb Gedichte, er hatte dem von Wedekind und Walter Laué gegründeten Dichterbund „Senatus poeticus“ angehört [vgl. Wedekind an Walter Laué, 11, und 24.2.1881]. ist niedergeschlagen, es ist mir hier alles so öd, so kalt, so fremd. Eine Täuschung – ich glaube, dass es an einem andern Orte besser würde. Sprechen wir wieiter davon. Gib mir einen Rath & schreibe mir einen Brief, den ich vorlesen werde um die Antiquen(lat.) Alten, hier: Eltern. zu, wenn nicht zu einem Schritte zu bewegen sie doch zum Nachdenken verleiten soll & dies ist immerhin schon viel.

Nun leb wohl
Sei herzlich gegrüsst &
xxxxmehrfach durchgestrichen. v. d O.


Schreib bis morgen


[Am linken Rand um 270 Grad gedreht:]


frd Gruss an die werthen Eltern & Armin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11,5 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Aarau
    15. September 1881 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Aarau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 156
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 15.9.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 12:04