Kennung: 3929

Glockenthal bei Thun, 22. November 1881 (Dienstag), Postkarte

Autor*in

  • Küng, Carl August

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Postkarte.
Carte postale. – Cartolina postale.


Herrn Franklin Wedekind
pr. Adr. Cantonsschule
Aarau. |


Glokenthal bei Thun, den 22. Nov. 1881.

Mein Lieber!

Ihr Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Karl August Küng. Aarau. 21.11.1881. hat mir sehr gefallen. Die Bescheidenheit zeigt immer seinen Werth und auch hier. – Ich finde die GedichteWedekind hatte Carl August Küng, dem Redakteur der „Erholungsstunden“ (Sonntagsbeilage des Thuner-Blatts), eine Auswahl seiner Gedichte zugeschickt [vgl. Frank Wedekind an Karl August Küng. Aarau. 14.11.1881]. weit besser, weit gereifter, als ich es sonst bei Jünglingen Ihren Alters gefunden habe. Die VerseWedekinds Gedicht „Eduard von Hartmann“, das (vermutlich am 10.12.1881) in den „Erholungsstunden“ erstmals abgedruckt wurde [vgl. KSA 1/I, S. 50 und 1/II, S. 1409-1414; Wedekind an Oskar Schibler, 17.10.1881]. an den Philosophen Hartmann sind von den schönsten, d/g/eistreichsten, die ich seit einiger Zeit von jungen Anfängern in Händen gehabt habe. Ich werde dieses Gedicht baldigst drucken und ihnenSchreibversehen, statt: Ihnen. in einigen Exemplaren senden. Ihre Verse sind aus Ihrem Innersten geflossen, nicht wahr? Gut, da kenne ich Sie schon ein Bischen. Gott, wie sieht’s schon so düster in diesem jungen Herzen aus! Warum das? Schreiben Sie mir; ich werde für all’ Ihre Beichten ein freundschaftl. Herz haben und wohl auch Räthe. Ich war schon der BeichtigerBeichtvater. manchen jungen Herzens. Nur nicht zu tief in die Philosophie des Pessimismus!„von Arthur Schopenhauer (1788-1860) in seinem Hauptwerk ‚Die Welt als Wille und Vorstellung‘ (1819/1844)“ begründete Weltanschauung, die „seit den 1880er Jahren durch eine Vielzahl populärer Abhandlungen zu einer ‚Modephilosophie‘ wurde. Basis der solcherart vulgarisierten pessimistischen Lehre war die Überzeugung, daß die bestehende Welt die schlechteste aller möglichen Welten darstelle, von der sich der wahre Pessimist entsagungsvoll und verächtlich abzuwenden habe.“ [KSA 1/II, S. 2177] Ich bitte Sie! Sie haben Lebensmuth, leichten, fröhlichen Lebensmuth nöthig, sonst zerschellen Sie an den Klippen jener dunkeln Lehre.

Schreiben Sie bald!

Es grüßt Sie herzlich Ihr C. A. Küng (Gotthold Roman)Unter dem Pseudonym Gotthold Roman veröffentlichte der erst 24 Jahre alte Schweizer Schriftsteller Carl August Küng seine Geschichten und Gedichte und redigierte mehrere Wochenblätter.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Rappen frankiert. Auf der Adressseite hat Wedekind mit Bleistift das Datum („22.XI.81“) notiert, auf der Textseite die Jahreszahl des Datums doppelt unterstrichen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel: „4“ (= 16 Uhr). Der Posteingangsstempel fehlt.

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 90
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Carl August Küng an Frank Wedekind, 22.11.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

08.02.2023 11:27