HÔTEL BLAUER STERN
CARL SELTMANN.
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STERNHÔTEL PRAG.
PRAGWedekind hielt sich vom 4. bis 6.3.1910 in Prag auf, wo er am Abend des 4.3. im Hotel Zentral einen Vortrag aus eigenen Werken hielt [vgl. N. N.: Vorträge. Vorlesung Frank Wedekinds. In: Prager Tagblatt, Jg. 34, Nr. 64, 5.3.1910, Morgen-Ausgabe, S. 8 u. Tb, 4.3.1910]., 6.III.10.
Mein lieber Martens!
Ich danke Dir für das
BuchMartens‘ bereits 1909 erschienener Band „Drei Novellen von adeliger Lust“ enthält die Texte „Caritas Mimi“, „Der Emigrant“ und „Panacée des Lebens“. Seinen 1910 erschienenen Einakter „Mit allen Wassern gewaschen“ widmete Wedekind „Kurt Martens | dem Dichter | von | ‚Caritas Mimi‘“ [KSA 7/I, S. 65; vgl. auch KSA 7/II, S. 802]. und
beglückwünsche Dich herzlich zu
Caritas Mimi über das ich gerne mit
Dir sprechen möchte. Auch
Der Emigrant ist ein Juwel aber Caritas Mimi
scheint mir für Dich ein Wendepunkt.
Ich komme am 8. Nachmittag
nach DresdenWedekind reiste am 7./8.3.1910 von Prag über Teplitz nach Dresden, wo er am Nachmittag des 8.3. seine Schwester Erika Wedekind besuchte und abends in größerer Runde mit Martens zusammentraf: „Mit Martens[,] [Georg von der] Gab[e]lenz[,] [Julius Ferdinand] Wollf und Walter [Oschwald] im Hotel [recte: Palais] d. Saxe.“ [Tb]. Am Abend des 9.3.1910 las Wedekind auf Einladung des Dresdner Goethebundes vor einem geschlossenem Publikum sein von der Zensur verbotenes Drama „Die Büchse der Pandora“ vor [vgl. KSA 3/II, S. 1266 u. Tb, 9.3.1910]. Für den 10.3. notierte Wedekind im Tagebuch: „Um 11 Uhr Abfahrt nach München“., werde dann meine
Schwester aufsuchen
und mache Dir | den Vorschlag, daß wir
e/e/ventuell
auch Herr
v. d. Gablenz uns um 10 Uhr im
Palais de Saxe treffen, da Du doch am 9. nicht frei bist. Gieb mir
bitte Nachricht nach
Webers Hotel ob es Dir so paßt. Ich freue mich sehr
Dich wiederzusehen. Später wird es kaum möglich sein, da ich am 10. früh nach
München zurück möchte.
Mit besten Grüßen und der Bitte mich Deiner verehrten
Frau Gemahlin zu
empfehlen Dein
Frank Wedekind.