Schaffh. den 8ten Juni. 1882.
Lieber Franklin!
Wenn unser Briefverkehr auch im stocken ist, so hoffe ich
doch, daß unsere Freundschaft nichSchreibversehen, statt: nicht.
aufgehört hat und wenn es auch bei dir der Fall ist, daß du mich mochSchreibversehen, statt: noch. deinen Freund nes/nn/st,
so wollen wir diese wieder auffrischen, wie der Mai auch alles aufgefrischt hat.
Du machtest eine große Reisevermutlich nach Stuttgart, wo Wedekinds Stiefoma, Johanna Kreuzer-Kammerer lebte; den Ort schrieb er in ein chronologisches Verzeichnis am Ende des Münchner Tagebuchs: „1882 Stuttgart.“ [Tb nach 22.10.1890]. das weiß ich noch, doch weiter habe ich keine Kunde von
dir, denn seit den Feriendie Frühjahrsferien (15.4. – 29.4.1882) nach dem Ende des Schuljahrs 1881/82.
hüllten wir uns in Schweigen ein. Wie du wohl wissen wirst bin ich jetzt in der
IIIten Klasse, und du bist ja auch avancirt(frz.) aufgestiegen; versetzt. – Wedekind besuchte ebenfalls die III. Klasse des Gymnasiums., das freut mich natürlich auch., w/W/enn, du lieber Franklin | ich nenne dich noch so,
bis du mir die Freundschaft aufsagst, dich interessirst, so will ich dir in meinem
nächsten Brief fielSchreibversehen, statt: viel. neues
berichten, ein ganzes Schockalte Maßeinheit: 5 Dutzend oder 60 Stück.
der allerneusten Neuigkeiten. Also erwarte ich bald einen Brief von dir; tausend
Grüße und GlückswünscheSchreibversehen, statt: Glückwünsche.
an dich und deine Brüder.Donald, William Lincoln (Willy) und der älteste Bruder Armin Wedekind, der in Zürich Medizin studierte.
Und meine Grüße an Mamma und Papa und die jungen DamenFrank Wedekinds jüngere Schwestern Erika (Mieze) und Emilie (Mati).. In dem ich einen Brief in bälde erwarte verbleibe
ich dein dich liebender
Freund Hermann.