Stein
a/Rh., 5 Januar 1884.
Mein lieber Franklin!
Ich danke Dir aufs allerbeßteSchreibversehen, statt: Allerbeste. für Deinen
großen, interessanten Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Olga Plümacher, 3.1.1884.,
und insbesondere auch für die Mühe, die Du Dir in der Cadetten-Angelegenheit
gegeben hast. Deine Mittheilungen hierüber sind bereits an meinen Mann abgegangenEugen Hermann Plümacher, der Oberst in der Unionsarmee und seit 1877 Schweizer Konsul in Maracaibo in Venezuela war, dürfte die Venezuelanische Regierung in der Armeeorganisation beraten haben [vgl. Olga Plümacher an Wedekind, 23.12.1883; Olga Plümacher an Wedekind, 20.1.1884]., da sie
in sofern vollkommen brauchbar und genügend sind, als aus ihnen hervorgeht, daß
sich die Organisation des Lenzburger
und Aarauer
Cadetten-Corps in keiner Weise von derjenigen unterscheidet, welche in Schaffhausen bestund; die
auf das Schaffhausener Cadetten-Wesen bezüglichen Drucksachen sind aber bereits
auch an meinen Mann abgegangen. Wenn Du nun gelegentlich in Aarau bei Sauerländer vorsprechen
willst, und | dort den Auftrag geben, sie sollen, falls ihnen Reglemente der Aarauer C.Eine 7 Seiten umfassende Broschüre „Reglement für das Cadetten-Corps von Aarau“, herausgegeben vom Regierungsrat des Kantons Aargau (Aarau 30.3.1872) ist in der PHZH (Forschungsbibliothek Pestalozzianum Zürich, Sign. AG HL II 1) erhalten. – Im Übrigen informierten die Schulprogramme der Kantons- und Bezirksschulen über die je aktuellen aus Turn- und Militärunterricht bestehenden Inhalte der dort stattfindenden Kadettenausbildung. vorlägen, zwei
Ex. an mich,
gegen Nachnahme des Betrags senden, so ist mir das sehr recht – ist auch
bei Sauerländer nichts gedrucktes vorhanden, nun dann hat es weiter auch nichts auf sich. – Also meinen
beßten Dank für Deine Mühe! u/U/nd nun zu etwas kurzweiligerem.
Dein Urtheil über die Dramen Grabbes unterschreibe ich vollständig; Du
wirst Dich übrigens vielleicht erinnern, daß ich Dir den „Faust u. Don JuanMit dem falschen Titel („Faust u. Don Juan“) zitiert Olga Plümacher das Drama Christian Friedrich Grabbes („Don Juan und Faust“, Frankfurt am Main 1829) – es war das einzige Werk, das zu seinen Lebzeiten aufgeführt wurde – auch im vierten Kapitel „Der Weltschmerz und die Poesie des Pessimismus“ ihres fast vollendeten Buches „Der Pessimismus in Geschichte und Gegenwart“ (Heidelberg 1884).“ nicht
deswegen zum Lesen
gab, weil ich ihn für etwas schönes, für eine ästhetisch werthvolle Composition
erachtete, sondern wesentlich nur als ein literarisches Curiosum.
Und daß Grabbes ungeheuerliche Trauerspiele literarische
Curiosa sind, | wirst Du willig zugeben, ebenso daß sie sich prächtig dazu eigenSchreibversehen, statt: eignen., als Illustrationen
einer Schilderung des Weltschmerzes, resp. des Weltschmerzlers zu
dienen. Zu diesem Zwecke zog ich ja auch den „Faust u. Don Juan“ wieder aus der RummelkammerSynonym zu Rumpelkammer. meines
Gedächtnisses hervor, worin es etwa 30 Jahre geruht hatte. – Daß Du Poesie und
Jugend, und Jugendpoesie genießest und dabei heiter und glücklich
bist, freut mich recht herzlich und wünsche ich Dir eine recht lange Reihe von
Tagen und Jahre der Jugendlust. Was nun das junge Liebesblümchen„liebe erweckendes blümchen“ [DWB, Bd. 12, Sp. 943]; gemeint sein dürfte die verheiratete Blanche Zweifel, in die Wedekind sich auf einer Tanzveranstaltung im November 1883 verliebt hatte. betrifft, so schweigt sich darüber
beßer als es sich spricht, oder gar schreibt. Ich danke Dir für Dein Vertrauen,
und daß Du darüber zu einer alten Frau schreiben kannst ist mir auch ein großer
Trost, denn es zeigt mir, daß das Blümlein keine gar zu verzweigten Herzwurzeln
hat, | sondern eine ziemlich oberflächenhafte Existenz ist. Und das ist gut, sehr
gut. Denn, daß so ein Liebesblümlein unter den hier vorliegenden
Verhältnissen zu einem recht garstigen, lebenzerstörenden Unkraut
heranwachsen kann, das weis/ß/t Du selbst ganz gut. Du weißt, daß das Spiel
Deines Herzens (mehr ist’s ja noch nicht) ein gefährliches ist. Wenn Du Dich
aber „TannhäuserÜberliefert ist die Reinschrift eines Gedichts („O, wie lang noch soll ich harren / Bis ich wiederum Dich seh?“), das Wedekind mit „Tannhäuser“ unterzeichnete und mit dem Titel „Frau Venus“ (für Blanche Zweifel) versah [vgl. KSA 1/II, S. 935]. Unter dem Titel „An Dieselbe (O, wie lang noch soll ich harren)“ fand das Gedicht Eingang in Wedekinds Gedichtsammlung „Lebensfreuden“ – Hintergrund ist die Sage vom Ritter Tannhauser, „der in den Berg der Frau Venus hinabsteigt und dort Spiel, Gesang und Tanz, aber auch die Freuden körperlicher Liebe genießt. Als er aus Reue über die sinnlichen Wonnen nach Rom pilgert, damit ihm seine Sünden vergeben werden, lehnt der Papst seine Bitte mit dem Hinweis ab, Gottes Gnade zu erhalten sei ebenso unmöglich, wie ein dürrer Stab frisches Grün auszutreiben vermöge. Als der Stab am dritten Tag ausschlägt, ist Tannhäuser bereits entmutigt zum Venusberg zurückgekehrt“ [KSA 1/I, S. 936f.] – Wedekind kannte den Stoff aus Richard Wagners Bearbeitung „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Große romantische Oper in drei Akten“ (Dresden 1845) [vgl. Olga Plümacher an Wedekind, 20.1.1884].“ und
das junge Frauchen
„Venussiehe Anmerkung ‚Tannhäuser‘.“ nennst, so
scheint mir das nicht ganz passend. Denn ich glaube nicht, daß Dir gerade in
den Beziehungen vom des Tannhäuser’s und der Frau Venus Gefahren von einer Lenzburgerin
drohen. Diese jungen
Damen unserer Spießbürgerkreise sind zum Charackter der „Frau Venus“ zu klug;
es gehört da doch eine ganz gehörige Portion rein-menschlicher,
heidnisch-olympischer Unklugheit dazu um die Rolle | der „Frau Venus“ zu
spielen. Also nicht das fürchte ich bei der Geschichte: wohl aber ein zu
starkes und zu vorzeitiges Verpuffen von jugentlich-frischenSchreibversehen, statt: jugendlich-frischen. Gefühlen und Seelenemotionen,
die beßer für eine spätere, gesundere Leidenschaft aufgespart blieben.
Eine große zielbewußte Leidenschaft hebt den Menschen, wenn sie
zur richtigen Zeit kommt, wenn der Mensch reif ist und
gerüstet zum Kampf und Sturm; kommt sie zu früh, so vernichtet sie. RomeoTitelheld in William Shakespeares Drama “Romeo und Julia”. geht mit sammt der JuliaTitelheldin in William Shakespeares Drama “Romeo und Julia”. unter, weil er 18 Jahre und sie 14
Jahre alt sind; wäre er ein Mann von 30 und sie eine Dame von 22 Jahren
gewesen, so hätte ihre Leidenschaft auf breiterem Seelenfundament
geruht, sie hätten Zeit gefunden, sie hätten warten und die Umstände allmälichSchreibversehen, statt: allmählich. modeln
können und wären endlich in den ersehnten | Hafen der EheRedewendung (in den Hafen der Ehe einlaufen) für heiraten. eingelaufen.
Leidenschäftchen, künstlich aufgepäppelte Gefühlechen,
mit etwas Sinnlichkeit, etwas Poesie und etwas Langweis/l/e großgezogen
sind immer ein Seelenschaden, ob sie mit 18 oder mit 40 Jahren auftreten. Also
hüte Dich mein lieber Junge, vor dem Hätscheln Deiner jetzigen Empfindungen und
gehe nicht der Liebe, aber dem Liebeln aus dem Wege! – Und nun die Gedichte.
Was den Inhalt des ersten betrifft so gefält/l/t es mir in
Bezug hierauf recht gut; das zweite ist minder.
Daß das eine mit Ach!Die Olga Plümacher vorgelegene Fassung des Gedichts ist nicht überliefert. Die Beschreibung des Silbenmaßes (hier weiter unten) stimmt exakt mit dem am 26.11.1883 entstandenen Gedicht „Blanche Zweifel“ (hebräische Lettern) überein, das mit den Versen „Wol werden meine Kühnheit Sie nicht loben; / Nein, zürnen hör ich Sie, weil heiß durchglüht“ [KSA 1/I, S. 181] anhebt [vgl. KSA 1/I, S. 1091]. das andere mit O!Dem Gedicht „O, welche Seelentiefe spricht / Aus Deiner Augen milder Gluth!“ gibt Wedekind ebenfalls den Titel „An Dieselbe“ [KSA, 1/I, S. 181]. Auch dieses Sonett ist an Blanche Zweifel gerichtet [vgl. KSA 1/1, S. 932]. Zur Identifikation als ‚zweites‘ Gedicht vgl. auch die formale Beschreibung weiter unten. anhebt will mir nicht recht behagen, es ist eine sind dies zu wohlfeile Silben und muthet/n/ daher immer
leicht humoristisch an.
Nun sollen aber die Gedichte Sonette sein; die
Sonette | haben aber immer 11 Silben in einer Zeile:
v -
- - v
- v -
v - -
„Heut lern ich Dir die Regeln der Sonette,
v - -
Versuch gleich eins, gewiß es soll gelinngenSchreibversehen, statt: gelingen.
v - -
Vier Zeilen je mit vieren zu verschlingen
v - -
Und dann noch sechse, daß man vierzehn hätte“
u.s.w.
Du aber hast im ersten Gedicht 11, 10, 10, 11.; 10, 11,
11 10;. und in der zweiten Folge abwechselnd 11 u. 10. Im zweiten Gedicht nun
hast Du gar nur immer 8 L Silben. Das ist kein Sonett. Auch soll sich
reimen 1 auf 4, 5 und 8; 2 auf 3, 6 u. 7; und 9 auf 11 und 13, sowie 10 auf 12
u. 14.
Ich denke jede Poetik wird das hier gesagte bestättigenSchreibversehen, statt: bestätigen. – warum
ich prosaische Tante aber in dem Punct so kritisch bin? Ja, siehst Du mein
lieber Neffe, es war eine Zeit, wo ich auch Sonette beging, wo ich auch
Silben zählte und zwar ängstlicher als Du, weil | ich nicht
viel zu sagen hatte. Die Form war bei mir alles, der Inhalt nichts; bei Dir
hat Dein jung’ Herz die Form gesprengt, oder – um à la
SpartsmenSchreibversehen, statt: sportsmen (engl.) Sportler; in Anspielung auf den Reitsport im weiteren Kontext des Zitats (siehe unten). zu
sprechen: Deine GefühleEs folgt ein freies Zitat: „Im höchsten Zorn, im Rausch, in der Verzweiflung, hat er das Gebiß zwischen die Zähne genommen, ist durchgegangen und folgt seiner ursprünglichen Natur.“ [Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 2, Kap. 19, S. 216]
haben das unbequeme Sonetten-Gebiß zwischen die Zähne genommen und sind durchgegangen. Deine sogenantenSchreibversehen, statt: sogenannten. Sonette
repräsentiren PaegasusSchreibweise bei Shakespeare, statt: Pegasus; in der griech. Mythologie das geflügelte Pferd; Synonym für die Dichtkunst.
als FolenSchreibversehen, statt: Fohlen.! Das
Sonett ist eine der schwersten Formen in der deutschen Sprache; in
keiner Andern läuft man so Gefahr, daß nicht man dichtet, sondern daß
die ReihmeSchreibversehen, statt: Reime. einem den Inhalt aufdrängen*), *daß die Sprache für einen dichtet. wie in dieser. Lorm hat
formvollendete S.Hieronymus Lorms Sonett „Das Chaos“ zitiert die ‚philosophische Tante‘ in ihrem wenige Wochen später veröffentlichten Buch [vgl. Olga Plümacher: Der Pessimismus in Geschichte und Gegenwart, Heidelberg 1884, (Kap. IV. Der Weltschmerz und die Poesie des Pessimismus), S. 120]. auch Herweg hat schöneSchreibversehen, statt: Herwegh; 52 – zum Teil zuvor in der Presse abgedruckte –Sonette veröffentlichte Georg Herwegh in seiner Sammlung „Lieder eines Lebendigen“ (2 Bde., Zürich u. Winterthur 1841)., und die „geharnischten“Unter dem Pseudonym Freimund Raimar erschienen erstmals 1814 Friedrich Rückerts „Geharnischte Sonette“ [vgl. Freimund Raimar: Deutsche Gedichte, (Heidelberg) 1814, Kap. II, S. 32-45 (24 Sonette) – Kap. IV, S. 68-79 (20 Sonette)]. von Rückert werden Dir
bekannt sein. – Richtig Lorm! Er heißt Dr. Heinrich Landesmann, unter
welchem Namen er phil. KritikenOlga Plümacher dürfte insbesondere an Hieronymus Lorms Rezension „Eduard v. Hartmanns Ethik“ (Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben, Bd. 15, 1879, Nr. 22, S. 343-347) gedacht haben, aus der sie einen längeren Absatz („Für die Menschenseele in ihrer ganzen Reinheit und Tiefe gibt es kein glühenderes Streben, kein höheres Sehnsuchtsgefühl als den Weltproceß zu begreifen [...]“) [ebd., S. 345] in ihrer aktuellen philosophischen Abhandlung zitierte [vgl. Olga Plümacher: Der Pessimismus in Geschichte und Gegenwart, Heidelberg 1884, S. 326]. | schreibt,
aus denen hervorgeht, daß er sich zum erkenntnißtheoretischen Idealismus
bekennt: d.h. er nimmt an, daß es kein positives Wissen geben kann,
weil all’ unser sogenanntes Wissen über die Welt und ihr Wesen nur unsere
Vorstellungen sind. Gewiß ist uns nur unser eigener jeweiliger
Bewußtseinsinhalt; ob der Welt, die wir vorstellen, wirklich ein Sein
entspricht, unabhängig von unserer Vorstellung, kann nie und nimmer
festgestellt werden, weil der Gedanke nie aus der Haut des Gedankens fahren
kann; vielleicht ist die „Welt“
und Himmel und Höll und vor allem aus die Vielheit nur ein Traum der
Gottheit, der ewigen Eins. Soll man Landesmann einen Namen geben, so wäre er
als Neu-Kantianer zu bezeichnen, aber eineSchreibversehen, statt: ein. feinerer, gedankenvollerer,
poetisch-|sinnvollerer als der zahlreiche Troß der jetzt auf den Cathedern das
große Wort führenden Neu-KantianerOlga Plümacher nennt an anderer Stelle „Lange“ (Friedrich Albert Lange), „Vaihinger“ (Hans Vaihinger) „und Andere“ [Olga Plümacher: Der Pessimismus in Geschichte und Gegenwart, Heidelberg 1884, S. 164]..
Seine Poetische poetische Weltanschauung und seine
philosophische sind ein-und-dieselbe, nur werden sie verschieden dargestellt:
entweder im dichterischen Bilde oder im nüchternen Begriffssystem.
–
Und nun gelegentlich „Tannhäuser“ noch eins: wenn Du in Aarau zu SauerländerDie Buchhandlung H.R. Sauerländer befand sich in der Straße „Graben 220“ in Aarau. gehst, der doch
wohl auch Kunsthandel hat, so frage nach dem Gabriel Max-Albumeine Sammlung von 12 Fotografien des Malers, die in Franz Hanfstaengl’s Kunstverlag (München) angeboten wurde: „Max-Album, Gabriel, 12 Blatt in Leporelloformat 14 M[ark]“; zum gleichen Preis im „Cabinetformat mit eleganter Leinwandmappe“ erhältlich und zu 30 Mark im „Folioformat mit eleganter Leinwandmappe“ [Adolph Russell: Gesamt-Verlags-Katalog des Deutschen Buchhandels, Münster i/W. 1881, S. 614]., d. h. einer Reihe Photographien nach Gemälden besagten
originellen, sehr gedankentiefen jungen Münchener Malers.
Und dann suche Dir das Bild „Tannhäuser“Gabriel Max’ Bild „Tannhäuser & Venus“ war im Sommer 1878 in der ‚Permanenten Kunst-Ausstellung im königlichen Odeon‘ (München) zu sehen [vgl. Der Bayerische Landbote, Jg. 54, Nr. 173, 31.07.1878, S. (4); Nr. 189, 20.08.1878, S. (4)]. heraus und sehe es gut an, besonders auch die
rechte, auf dem Treppengeländer liegende Hand des Tannhäusers. Ich
bin ganz | „hin“ für das Bild. –
Doch nun genug – übrig genug! Ein paar Worte des Dankes
wollte ich Dir schreiben und es wird so eine lange Epistel – und doch habe ich
gegen andere so große Briefschulden! Und dann habe ich Dich auch so kritisch
gezaust – nun bist Du mir vielleicht böse; und doch – nein, Du wirst nicht
böse, Du bist zu gescheidSchreibversehen, statt: gescheit.
dazu! Du wirst fühlen, daß es nicht Mangel an Intresse ist an Deinen
dichterischen Versuchen, sondern gerade meine Theilnahme und meine
Ueberzeugung, daß das Dichten bei Dir mehr ist als eine Kinderkrankheit,
welche mich veranlaßte die mir übersanntenSchreibversehen, statt: übersandten; gemeint sind die beiden Sonette auf Blanche Zweifel. Proben h nicht nur auf
ihren Inhalt hin, neugierig zu lesen, sondern auf ihre künstlerische
Berechtigung hin zu prüfen, so gut ich es versteh – wobei ich übrigens als
feststehendes Ergeb|niß meiner Selbsterkenntniß sagen muß: daß ich nur eine geringe
poetische Ader habe. –
Und nun zum Schluß etwas Kaffee-ProsaOlga Plümacher und ihr in Maracaibo in Venezuela lebender Ehemann Konsul Eugen Hermann Plümacher dürften im Kaffeehandel tätig gewesen sein.: ich bemerke mit Bedauern, daß die neue
Sendung Kaffee etwas geringer scheint, probirt habe ich sie noch nicht,
aber die Bohnen sind
verkrüppelter. Die Liebe Mama
kann also den Preis des ihr übersannten Kaffees auf 86, resp.
82 (bei größen Quantitäten) herabsetzen. Wenn aber Mama für Euch
selber wieder braucht, (im Frühling oder Sommer) so sende ich ihr noch vom alten,
von dem ich noch 1 2/3 Sack habe und nun für mich
(und Euch) behalten werde. –
Herzliche Grüße der lieben Mama und den GeschwisterSchreibversehen, statt: den Geschwistern; in Lenzburg lebten nur noch die 3 jüngeren Geschwister Erika, Donald und Emilie (Mati); Armin Wedekind studierte in Göttingen, William Wedekind machte eine Kaufmannslehre in Lausanne..
Deine Dich liebende Tante
Plümacher.
Zum Beweis, daß Du mir nicht zürnst, schickst Du mir wohl
gelegentlich ein regelrechtes, ganz glatt gekämmtes 14-Silbiges Sonett, nicht
wahr lieber Franklin?