G
Berlin d. 26. Apr. 06.
Belle Allianceplatz 5Curt von Glasenapp, Regierungsrat und Leiter der Theater- und Zensurabteilung im Königlichen Polizeipräsidium Berlin, ist unter seiner Privatadresse verzeichnet (Belle-Alliance-Platz 5, 3. Stock) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 613; Teil III, S. 51]. Sie ist auch andernorts öffentlich angegeben für Curt Glasenapp als „Rettungsanker vieler Dramatiker“ [Berlin und die Berliner. Leute. Dinge. Sitten. Winke. Karlsruhe 1905, S. 134], was für Wedekind nicht zutraf, da Curt von Glasenapp Aufführungen seiner Dramen „Die Büchse der Pandora“ und „Tod und Teufel“ („Totentanz“) nicht freigab..
Sehr geehrter Herr Wedekind.
Für Ihren überaus liebenswürdigen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Curt von Glasenapp, 25.4.1906. spreche
ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank aus, mit dem Hinzufügen, daß es mir eine
große Freude sein wird, Ihrer | freundlichen EinladungWedekind hat Curt von Glasenapp zu seiner Heirat mit Tilly Newes eingeladen. Die Trauung fand am 1.5.1906 auf dem Standesamt 12A (XIIa) für Friedrich-Wilhelmstadt und Moabit, Amtslokal: NW 52, Alt-Moabit 120 [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil II, S. 95] statt, wie das Heiratsregister im Landesarchiv Berlin [http://landesarchiv-berlin.de] belegt (bei Wedekind und Newes Familien-Buch-Nr. 275). Die Presse berichtete noch am selben Tag: „Heute hat die standesamtliche Trauung Frank Wedekinds mit Fräulein Tilly Niemann-Neves stattgefunden; einer der Trauzeugen war, wie man erzählt Geheimrat v. Glasenapp, der Polizeigewaltige Berlins über alle guten und schlechten Theater, der durch diese symbolische Handlung wahrscheinlich dartun wollte, daß Wedekind nicht, wie von seinen Feinden behauptet wird, ein polizeiwidriger Dichter ist.“ [Der Allerweltskerl Wedekind. In: Berliner Tageblatt, Jg. 35, Nr. 219, 1.5.1906, Abend-Ausgabe, S. (3)] Einerseits ist nachzulesen, Wedekind habe „Glasenapp als Trauzeugen zu seiner standesamtlichen Trauung mit Tilly am 1.5.1906 eingeladen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 288], andererseits: „Zeugen sind Gerhäuser und Regierungsrat Greve, in dessen Schutz Tilly von ihrer Mutter empfohlen war. An dem Essen im Savoyhotel nahmen außer diesen noch teil der Regierungsrat Kurt v. Glasenapp, Tillys Onkel Engländer aus Wien, und die befreundeten Schauspielerinnen Ida Orloff und Adele Sandrock.“ [Kutscher 2, S. 203] Wedekind notierte am 1.5.1906 in Berlin: „Um 10 kommt Gerhäuser. Onkel Dagobert. Trauung. Greve. Zoologischer Garten. Diner im Savoyhotel. Glasenapp. Iduschka Adele.“ [Tb] Demnach dürften Emil Gerhäuser und Dagobert Engländer die Trauzeugen gewesen sein, nach der Trauung Julius Greve dazugekommen und beim Hochzeitsessen im Savoy-Hotel (Friedrichstraße 103) als weitere Gäste Curt von Glasenapp, Ida (Iduschka) Orloff und Adele Sandrock anwesend gewesen sein, wobei nicht auszuschließen ist, dass neben dem Brautpaar alle sieben Personen bereits im Standesamt zugegen waren. Folge zu leisten. Mit den
besten Empfehlungen an Ihre verehrte Fräulein Braut bleibe ich Ihr in
ausgezeichneter Hochachtung ergebener
C. v. Glasenapp