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PALAST-HOTEL, BERLIN.
W. 9.RESTAURANT ·· WEINGROSSHANDLUNGEIGENTÜMER: EDUARD GUTSCHER, HOFLIEFERANT
Jeudi 26
Cher Monsieur
J’ai vu eu/a/
la fin delasaison d’hiver 1909
Je suis
enthousiasmée de cette pièce, dont l’idée est si humainement audacieuseutile et bienfaisant, j’espere que, les mères de
Je quitte Berlin Paris 23bis Boulevard Berthier
Je ferai de suite
traduire votre pièce par elle de Stéglitz)
Mes compliments
les plus sincèrement enthousiastes
Yvette Guilbert
Melle
Kahane habite 55 Fichtestrasse a Stéglitz
[Übersetzung:]
Donnerstag, der 26.
Lieber Herr Wedekind,
gestern Abend habe ich Ihre Komödie „Frühlings Erwachen“ gesehen und schreibe Ihnen nun mit der Bitte, mir zu gestatten, sie für eine französische Bühne zu bearbeiten. Ich möchte gerne eine Option bis zum Ende der Winterspielzeit 1909 erhalten.
Ich bin begeistert von diesem Stück, dessen Idee menschlich so kühn ist. Endlich sinnvolles und wohltuendes Theater. Ich hoffe, dass die Pariser Mütter, die ihm Beifall spenden werden, die bewundernswerte Lektion verstehen werden..!!
Ich verlasse Berlin heute Abend. Würden Sie mir an folgende Adresse antworten: Paris, 23a Boulevard Berthier.
Ich werde Ihr Stück sogleich von Frl. Kahane (aus Steglitz) übersetzen lassen.
Mit meinen höchst aufrichtig begeisterten Glückwünschen
Yvette Guilbert
Frl. Kahane wohnt in der Fichtestraße 55 in Steglitz.
Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben
Der Brief entstand zwischen der Berliner und der Pariser Uraufführung von „Frühlings Erwachen“, also zwischen dem 20.11.1906 und dem 28.10.1908. In diesem Zeitraum fallen drei Donnerstage auf den 26. Tag eines Monats: 26.9.1907, 26.12.1907 und 26.3.1908. Am 3.9.1907 notierte Frank Wedekind: „Kammersänger. Wir treten mit Ivette Guilbert auf.“ (Tb) Ob sie nach diesem Auftritt von München nach Berlin reiste, konnte nicht eruiert werden. Allerdings wurde „Frühlings Erwachen“ am 25.9.1907 nicht in Berlin aufgeführt (auch am 24. nicht), so dass der 26.9.1907 nicht in Frage kommt. Eine Anwesenheit Guilberts in Berlin im Dezember 1907 konnte nicht eruiert werden. 1908 trat sie vom 2.-9.3. und 11.-13.3. täglich in Berlin auf. Für den Rest des Monats sind keine Auftritte nachweisbar, weder in Berlin noch in Paris, Brüssel oder Wien. Es wird hier angenommen, dass sie nach dem 13.3. privat in Berlin blieb, wo am 24.3.1908 in den Kammerspielen „Frühlings Erwachen“ aufgeführt wurde [vgl. Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Jg. 37, Nr. 153, 24.3.1908, Morgen-Ausgabe, S. (19)]. Zwar schreibt Guilbert, sie habe das Stück „gestern Abend“, also am 25.3., gesehen, allerdings kann eine andere Datierung nicht plausibel rekonstruiert werden, zumal sie Wedekind um eine Option bis 1909 bat. Es wird daher die Möglichkeit angenommen, dass sie sich um einen Tag vertan hat, und der 26.3.1908 wird als Ankerdatum gesetzt. Die bisherige Datierung des Briefes auf den 26.11.1908 [vgl. KSA 2, S. 976] kann ausgeschlossen werden, da bereits am 28.10.1908 die französische Uraufführung des Stücks im von Robert d’Humières geleiteten Théâtre des Arts am Boulevard Batignolles erfolgt war [vgl. den auf September 1908 datierten Brief von d’Humières an Wedekind]. Es ist davon auszugehen, dass Yvette Guilbert diese Aufführung bekannt war.
Berlin
26. März 1908 (Donnerstag)
Ermittelt (unsicher)
Berlin
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Aargauer Kantonsbibliothek
Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz
Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Yvette Guilbert an Frank Wedekind, 26.3.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (25.10.2025).
Cordula Greinert