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Meine liebe
mein
Ich bitte Dich nun, die Sachlage nicht so
verstehen zu wollen, daß es mir | an Geld fehlt; meine monatlichen Einnahmen
reichen zur Bestreitung meiner Bedürfnisse vollkommen aus. Aber da ich seit
fünf Monaten nicht in einer menschlichen Wohnung sondern in einer Wüstenei
lebe, gleiten mir die glänzendsten Geschäfte durch die Finger und da meine
Nerven in der fürchterlichsten Weise angegriffen sind, gelingt es mir nicht,
auch nur durch briefliche Beantwortung die günstigen Anerbietungen, die ich
jetzt täglich erhalte, auszunützen. Es würde sich um eine Summe von 3000 M. handeln, wofür mein Erbschaftsantheil dann nicht an mich
sondern an dich ausbezahlt würde. Diese Summe würde mir | erstens die Gründung
einer Häuslichkeit ermöglichen und zweitens die Wiederaufnahme meiner
dramatischen Studien. Es handelt sich dabei nur um einen de nicht die geringste Bewegungsfreiheit habe, jetzt in der Zeit
wo die Engagements getroffen werden, mit jedem Tage ungenützt vorübergehen. Die
Filiale der
Wenn Du mir eine zusagende Antwort schickst, dann
würde dir mein Rechtsanwalt sofort die den Contract zugehen lassen, mit
dem Ersuchen, ihn von Deinem Anwalt in
ge/fo/chten, noch | nicht wieder
persönlich gesprochen. Obschon ich geschäftlich jetzt sehr gut mit ihm stehe
und meine Einnahmen hauptsächlich von ihm beziehe, erschwert das doch ein
derartiges Abkommen. Was Heymel betrifft, von dem ich große Summen verdient
habe, so habe ich ihn gerade weil ich in meiner Wüstenei nicht
Grüße
[Kuvert:]
Frau
Erica Wedekind
kgl.
Bestehend aus 4 Blatt, davon 6 Seiten beschrieben
Das Datum des Postausgangsstempels ‒ 24.8.1900 ‒ darf als Schreibdatum angenommen werden. Wedekind hat den Brief irrtümlich als am 25.8.1900 geschrieben erinnert [vgl. Wedekind an Walther Oschwald, 30.8.1900].
Uhrzeit im Postausgangsstempel München unleserlich. Uhrzeit im Posteingangsstempel Dresden: „1 – 2 N“ (= 13 bis 14 Uhr).
München
24. August 1900 (Freitag)
Ermittelt (sicher)
München
24. August 1900 (Freitag)
Ermittelt (sicher)
25. August 1900 (Samstag)
Ermittelt (sicher)
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Frank Wedekind an Erika (Mieze) Wedekind, 24.8.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (25.10.2025).
Ariane Martin