Vergleichsansicht

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Kennung: 2114

Aarau, 1. Juli 1881 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

1 Juli Aarau 81.


Lieber Franklin!

Endlich soweit! Uphues protestirtDas bedeutete, dass Goswin Karl Uphues, der Deutschlehrer am Gymnasium der Kantonsschule Aarau, die Leistungen Oskar Schiblers im Fach Deutsch als nicht ausreichend für eine Versetzung beurteilte, was im aktuell anstehenden Quartalszeugnis vermerkt werden würde. & ich habe ihm erklärt er solle meinem VaterOskar Schiblers Stiefvater Joseph Keller-Franke [vgl. Verzeichniss sämmtlicher Einwohner, Wohn- und Oekonomie-Gebäude der Gemeinde Aarau 1881, S. 13; Adress-Buch Aarau 1884, S. 31]. nur den Rath geben mich eine andere Schule besuchen zu lassen. Ich fühle mich nämlich auf so schwankendem unterhöhltem Boden, dass ich in ein Gefühl der Unsicherheit gerathen bin & zwar in einem solchen Grade, dass es auf meinen Gemüthszustand bedenkliche Folgen gehabt. Denn Lieber einmal ganz brechen & dann mit neuer Energie an die Arbeit. Ich bin hier ganz erschlafft. Arbeite das a/A/llernothwendigste z. B. gerade den Aufsatz bei Uphues. Er wurde verfertigt Sonntaga/A/bendsden 26.6.1881. nachdem ich die Absicht gehabt denselben gar nicht zu machen. Es ist eigenthümlich. Kein Lehrer macht mir eine Bemerkung aber ich | selbst kann nicht weiter. Es scheint mir wie wenn ich ein Patient wäre, im Gehirn frisches pulsirendes Geistesleben und der Puls der äussere Hemmschuh immer schwächer & schwächer bis er zuletzt ganz ausbleibt. Aber soweit lass ich es nicht kommen. Um höheres vor Schaden zu bewahren opfere ich das Äussere.

Meine Eltern wissen noch nichts von meinem Entschluss, sie werden unangenehm überrascht sein besonders weil letzthin auf mein Drängen eine Liste circulirte & das Resultat nicht so ganz ungünstig lautete. Alle klagen über Fleiss keiner protestirt. Aber die Sachlage hat sich geändert. Ich kann nicht mehr!

Thu mir den Gefallen & sende mir das Programm v. Solothurndas „Programm der Kantons-Schule von Solothurn für das Schuljahr 1880/81“ (Solothurn 1881).. Ich mache dir hiemit den Vorschlag uns Sonntagden 3.7.1881; an diesem Tag war Wedekind mit anderen ehemaligen Klassenkameraden bei Fritz Rauber in Brugg eingeladen [vgl. Wedekind an Adolf Vögtlin, 5.7.1881]. nachmittags zu treffen zwischen Aarau & Lenzburg. z.B. in Suhr. Was sagst du dazu.

Schreib bald & vernichte
diese Zeilen sofort
dein
H.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Rautiertes Papier. Doppelblatt. 2 Seiten beschrieben. Seitenmaß 13,5 x 21 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Aarau
    1. Juli 1881 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Aarau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 156
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 1.7.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.10.2023 23:21
Kennung: 2114

Aarau, 1. Juli 1881 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

1 Juli Aarau 81.


Lieber Franklin!

Endlich soweit! Uphues protestirtDas bedeutete, dass Goswin Karl Uphues, der Deutschlehrer am Gymnasium der Kantonsschule Aarau, die Leistungen Oskar Schiblers im Fach Deutsch als nicht ausreichend für eine Versetzung beurteilte, was im aktuell anstehenden Quartalszeugnis vermerkt werden würde. & ich habe ihm erklärt er solle meinem VaterOskar Schiblers Stiefvater Joseph Keller-Franke [vgl. Verzeichniss sämmtlicher Einwohner, Wohn- und Oekonomie-Gebäude der Gemeinde Aarau 1881, S. 13; Adress-Buch Aarau 1884, S. 31]. nur den Rath geben mich eine andere Schule besuchen zu lassen. Ich fühle mich nämlich auf so schwankendem unterhöhltem Boden, dass ich in ein Gefühl der Unsicherheit gerathen bin & zwar in einem solchen Grade, dass es auf meinen Gemüthszustand bedenkliche Folgen gehabt. Denn Lieber einmal ganz brechen & dann mit neuer Energie an die Arbeit. Ich bin hier ganz erschlafft. Arbeite das a/A/llernothwendigste z. B. gerade den Aufsatz bei Uphues. Er wurde verfertigt Sonntaga/A/bendsden 26.6.1881. nachdem ich die Absicht gehabt denselben gar nicht zu machen. Es ist eigenthümlich. Kein Lehrer macht mir eine Bemerkung aber ich | selbst kann nicht weiter. Es scheint mir wie wenn ich ein Patient wäre, im Gehirn frisches pulsirendes Geistesleben und der Puls der äussere Hemmschuh immer schwächer & schwächer bis er zuletzt ganz ausbleibt. Aber soweit lass ich es nicht kommen. Um höheres vor Schaden zu bewahren opfere ich das Äussere.

Meine Eltern wissen noch nichts von meinem Entschluss, sie werden unangenehm überrascht sein besonders weil letzthin auf mein Drängen eine Liste circulirte & das Resultat nicht so ganz ungünstig lautete. Alle klagen über Fleiss keiner protestirt. Aber die Sachlage hat sich geändert. Ich kann nicht mehr!

Thu mir den Gefallen & sende mir das Programm v. Solothurndas „Programm der Kantons-Schule von Solothurn für das Schuljahr 1880/81“ (Solothurn 1881).. Ich mache dir hiemit den Vorschlag uns Sonntagden 3.7.1881; an diesem Tag war Wedekind mit anderen ehemaligen Klassenkameraden bei Fritz Rauber in Brugg eingeladen [vgl. Wedekind an Adolf Vögtlin, 5.7.1881]. nachmittags zu treffen zwischen Aarau & Lenzburg. z.B. in Suhr. Was sagst du dazu.

Schreib bald & vernichte
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Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Rautiertes Papier. Doppelblatt. 2 Seiten beschrieben. Seitenmaß 13,5 x 21 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Aarau
    1. Juli 1881 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Aarau
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 156
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 1.7.1881. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.10.2023 23:21