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T. W.
Geliebter Frank,
ich bin auf weitere Nachrichten vom Tod Otto Julius Bierbaums am 1.2.1910 in Dresden, der Beisetzung, der Trauerfeiern. sehr gespannt. In der
Zeitung stand ja bis jetzt nichts. Wozu hast Du Dich entschlossen?
Heute Vormittag war ich mit Annapamela im Reisebüreau Tilly Wedekind hat sich im Reisebüro nach den Reiseverbindungen für das anstehende Gastspiel vom 14. bis 17.2.1910 am Lustspielhaus in Düsseldorf erkundigt.. Der
Unterschied von II. und III. Classe ist 12 M. u. der Schlafwagen. Ausserdem ist die
Verbindung am Tag noch besser. Nachts fährt man von 10 Uhr22 Uhr. bis 12.58, | am Tage
von 7 Uhr Früh bis 6 Uhr Abend. Wir fahren also am Mittwoch Früh, Donnerstag
den 10. kann ich zur ProbeTilly Wedekind traf am 9.2.1910 zum Gastspiel am Lustspielhaus in Düsseldorf ein (gespielt wurde „Die Zensur“, „Totentanz“ und „Hidalla“) und nahm insofern am 10.2.1910 an der „Probe von Totentanz und Zensur um 10 Uhr“ [Tb] teil. sein.
Eben erhielt ich das Telegramm von Bierbaum nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Gemma Bierbaum an Wedekind, 3.2.1910. u. sende es Dir
nach. Ich nehme an, dass Du ein Beileid-TelegrammWedekind hat der Witwe von Otto Julius Bierbaum telegrafisch kondoliert – in seinem eigenen Namen und dem seiner Frau [vgl. Frank und Tilly Wedekind an Gemma Bierbaum, 2.2.1910]. Er notierte am 2.2.1910: „Lese die Nachricht von Bierbaums Tod, telegraphiere Gemma.“ [Tb] geschickt hast, was ich auch
noch tun werde. Es ist schrecklich!
Heute Nachmittag gehe ich zu Frau Henckell zu Anny Henckell (geb. Haaf), der Gattin von Karl Henckell, im Münchner Stadtteil Bogenhausen (Kufsteinerplatz 1) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 220]., die mich
eingeladen hat. Meine Cousine kommt vielleicht auch. Sie bringt dann Hypolit zu
uns u. die beiden KinderFerdinand von Sadkowski, genannt Hypolit, der Sohn von Tilly Wedekinds Cousine Eugenie (Jenny) von Sadkowski, und Pamela Wedekind. gehen mit dem Mädchenmit „Senta“ [Wedekind 1969, S. 138], dem Kindermädchen. „Seit Oktober 1908 beschäftigte die Familie Wedekind ein Kinder- und Hausmädchen. Tilly erwähnt für das Jahr 1911 den Namen Senta“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 113]. spazieren.
In der Elektrischen der Trambahn (Straßenbahn). traf ich Frl. Terwin, sie trug mir Karten für „ Das
Conzert“zwei von der Hofschauspielerin Johanna Terwin (sie hatte 1907 in Zürich die Lulu gespielt) übermittelte Theaterkarten für eine Vorstellung von Hermann Bahrs Lustspiel „Das Konzert“ (1909) am Münchner Residenztheater (Premiere: 29.1.1910), in dem sie die Rolle der Delphine spielte [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 46, 29.1.1010, Generalanzeiger, S. 2]. Tilly Wedekind besuchte die Vorstellung am 1.2.1910 (Dienstag) gemeinsam mit der befreundeten Schauspielerin Käthi Sandel, die seinerzeit in München gastierte. an. Ich sagte ich weiß noch nicht ob ich kann. Am nächsten Tag in der
Früh schickte sie | gleich herüber, u. ließ sagen sie hätte 2 Karten. Ich holte
mir die Sandel dazu ab, meine übrigen Bekannten sind ja größtentheils mit dem
Hoftheater verheiratet. Aber an dem Abend war auch
ganz München versammeltTilly Wedekind traf am 1.2.1910 im Residenztheater (siehe oben) Adele Sandrocks Bruder, den Maler und Schriftsteller Christel (Christoph) Sandrock und dessen Gattin Emmy Sandrock (geb. Emmrich, geschiedene Hübener), die er am 17.7.1900 in Gmunden geheiratet hatte, Franz Blei und dessen Frau, die Zahnärztin Maria Blei (geb. Lehmann), Korfiz Holm, Prokurist und nach Albert Langens Tod Treuhänder des Albert Langen Verlags, und dessen Frau Augusta Holm (geschiedene Ziemann), Emil Meßthaler, Jenny Albu (geb. Fischer), die Gattin des Schriftstellers Eugen Albu, und Elisabeth Steinrück (geb. Gussmann), die Gattin des Schauspielers Albert Steinrück und Schwägerin Arthur Schnitzlers.. Sandrock u. Frau, Blei u. Frau, Holm u. Frau, Me
Innigsten Kuss Deine Tilly
5 Küsse schickt Dir Deine Annapamela.
Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben
Der 3.2.1910 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, wie der Briefinhalt und seine Kontexte belegt.
München
3. Februar 1910 (Donnerstag)
Ermittelt (sicher)
München
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Tilly Wedekind, Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 3.2.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2025).
Ariane Martin