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Kennung: 4300

Straßburg, 16. Januar 1884 (Mittwoch), Postkarte

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

WELTPOSTVEREIN. (UNION POSTALE UNIVERSELLE.)
POSTKARTE AUS DEUTSCHLAND.
(ALLEMAGNE.)


An Herrn stud. phil.
Franklin Wedekind Kantonsschule
Aarau Schweiz. |


Lieber Franklin!

Noch immer kein Wort von Dir & du weisst doch wie ich nach unserem letzten AbschiedWie Hermann Huber [vgl. Hermann Huber an Wedekind, 3.1.1884] dürfte Oskar Schibler am Sonntag, den 6.1.1884, von Aarau aus zurück an die Universität nach Straßburg gereist sein. Im Streit war er mit Wedekind auseinandergegangen, wie aus dessen Antwortbrief hervorgeht [vgl. Wedekind an Oskar Schibler, 17.1.1884]. dies so nöthig habe. Oder solltesSchreibversehen, statt: solltest. Du so beschäftigt sein, dass unsere Freundschaft, wenn ich sie noch so nennen darf, ganz in den Hintergrund gedrängt wird. Biete stolz Deine Hand zu neuem Bündniss & bedenke dass die Freundschaft ihre schönsten Blüthen dann trägt, wenn man kleinlichen Verhältnissen entronnen, sich selbst mit Bewusstsein frei hingeben kann. Es braucht ja kein ZusamenlebenSchreibversehen, statt: Zusammenleben; seitdem Wedekind im April 1881 nicht in die III. Klasse des Gymnasiums versetzt worden war und die Kantonsschule Aarau daraufhin verlassen hatte, wohnten die Freunde an verschiedenen Orten, zunächst Oskar Schibler in Aarau und Wedekind in Lenzburg, ab Herbst 1881, kurz bevor Wedekind an die Kantonsschule Aarau zurückkehrte, wechselte Schibler an die Kantonsschule Solothurn und studierte jetzt (seit Dezember 1883) an der Kaiser Wilhelm Universität in Straßburg. zu sein, es genügt wenn wir uns geistig finden und verstehen, unsern Gedanken gegenseitig Ausdruck verleihen & so eine geistiger Austausch entsteht der mit dem was man gewöhnlich Freundschaft nennt keineswegs vergleichbar ist. Also wieder einander durch die Augen ins innere geblickt, das Hinderniss vergessend an dem wir keine Schuld tragen, denn an jenen nefastus dies(lat.) unheilvollen Tagen. waren wir nicht wir, sondern gelangweilt durch Bierverhältnisse, sanken wir auf einen Standpunkt herab, der bei genauer Betrachtung lächerlich, uns gar nicht betreffend ist.

In alter Treue DeinDie Postkarte ist nicht unterschrieben; die Identifizierung erfolgt eindeutig durch die Handschrift Oskar Schiblers wie auch durch den Briefinhalt..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert. Oskar Schibler schrieb Schweizerdeutsch mit häufig verschliffenen Silben, die hier aufgelöst sind.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Datum und Ort des Postausgangsstempels können als Schreibdatum und -ort angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangsstempel „1 – 2 N.“ (= 13 – 14 Uhr). Angaben im Zwischenstempel: „AMBULANT“ (= Bahnpost), „No 36“ (Bahnlinie), „9“ (Zugnummer). Uhrzeit im Posteingangsstempel „8“ (= 20 Uhr).

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 156
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 16.1.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 13:17
Kennung: 4300

Straßburg, 16. Januar 1884 (Mittwoch), Postkarte

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

WELTPOSTVEREIN. (UNION POSTALE UNIVERSELLE.)
POSTKARTE AUS DEUTSCHLAND.
(ALLEMAGNE.)


An Herrn stud. phil.
Franklin Wedekind Kantonsschule
Aarau Schweiz. |


Lieber Franklin!

Noch immer kein Wort von Dir & du weisst doch wie ich nach unserem letzten AbschiedWie Hermann Huber [vgl. Hermann Huber an Wedekind, 3.1.1884] dürfte Oskar Schibler am Sonntag, den 6.1.1884, von Aarau aus zurück an die Universität nach Straßburg gereist sein. Im Streit war er mit Wedekind auseinandergegangen, wie aus dessen Antwortbrief hervorgeht [vgl. Wedekind an Oskar Schibler, 17.1.1884]. dies so nöthig habe. Oder solltesSchreibversehen, statt: solltest. Du so beschäftigt sein, dass unsere Freundschaft, wenn ich sie noch so nennen darf, ganz in den Hintergrund gedrängt wird. Biete stolz Deine Hand zu neuem Bündniss & bedenke dass die Freundschaft ihre schönsten Blüthen dann trägt, wenn man kleinlichen Verhältnissen entronnen, sich selbst mit Bewusstsein frei hingeben kann. Es braucht ja kein ZusamenlebenSchreibversehen, statt: Zusammenleben; seitdem Wedekind im April 1881 nicht in die III. Klasse des Gymnasiums versetzt worden war und die Kantonsschule Aarau daraufhin verlassen hatte, wohnten die Freunde an verschiedenen Orten, zunächst Oskar Schibler in Aarau und Wedekind in Lenzburg, ab Herbst 1881, kurz bevor Wedekind an die Kantonsschule Aarau zurückkehrte, wechselte Schibler an die Kantonsschule Solothurn und studierte jetzt (seit Dezember 1883) an der Kaiser Wilhelm Universität in Straßburg. zu sein, es genügt wenn wir uns geistig finden und verstehen, unsern Gedanken gegenseitig Ausdruck verleihen & so eine geistiger Austausch entsteht der mit dem was man gewöhnlich Freundschaft nennt keineswegs vergleichbar ist. Also wieder einander durch die Augen ins innere geblickt, das Hinderniss vergessend an dem wir keine Schuld tragen, denn an jenen nefastus dies(lat.) unheilvollen Tagen. waren wir nicht wir, sondern gelangweilt durch Bierverhältnisse, sanken wir auf einen Standpunkt herab, der bei genauer Betrachtung lächerlich, uns gar nicht betreffend ist.

In alter Treue DeinDie Postkarte ist nicht unterschrieben; die Identifizierung erfolgt eindeutig durch die Handschrift Oskar Schiblers wie auch durch den Briefinhalt..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert. Oskar Schibler schrieb Schweizerdeutsch mit häufig verschliffenen Silben, die hier aufgelöst sind.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Datum und Ort des Postausgangsstempels können als Schreibdatum und -ort angenommen werden.

Uhrzeit im Postausgangsstempel „1 – 2 N.“ (= 13 – 14 Uhr). Angaben im Zwischenstempel: „AMBULANT“ (= Bahnpost), „No 36“ (Bahnlinie), „9“ (Zugnummer). Uhrzeit im Posteingangsstempel „8“ (= 20 Uhr).

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 156
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 16.1.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 13:17