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Meiner lieben Mutter.
Nicht zu der Menschheit Götzen kann ich beten,
Die mit der Mode jeden Tages ändern,
Heut hochverehrt in aller Herren Ländern
Und morgen elend in den Staub getreten.
Nicht will ich mich vor Hirngespinnsten beugen
Die mir die eig’ne Fantasie geboren.
Nicht wall’ ich mit dem Schwarm naiver Thoren,
Vor kaltem Marmorbild mein Haupt zu neigen.
Der Gott, der meine Seele längst durchglühte,
Der mich geliebt, bewacht und nie verlassen,
Er lebt und webt, mein Geist kann ihn erfassen;
An seiner Stärke nährt sich mein Gemüthe.
Drum schreit’ ich muthvoll vorwärts durch das Leben,
Wenn auch mein Loos mich in die Ferne triebe. –
Der heil’ge Geist: Dein Segen, Deine Liebe,
Sie werden stets beschützend mich umschweben.
––––––––––––––––––––––––––––––
Dein
Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben
Der 8.5.1884 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, das Wedekind auf einer Reinschrift seiner Sammlung „Lebensfreuden“ [vgl. KSA 1/I, S. 802 und KSA 1/II, S. 1885] vermerkte. Als Schreibort kann der Aufenthaltsort Wedekinds angenommen werden.
Lausanne
8. Mai 1884 (Donnerstag)
Ermittelt (sicher)
Lausanne
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 8.5.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.11.2025).
Anke Lindemann
Tilman Fischer