Vergleichsansicht

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Kennung: 722

Berlin, 6. Dezember 1906 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Giraudoux, Jean

Inhalt

Sehr geehrter Herr Giraudoux!

empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdigen Zeilenvgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906.. Ich würde längst an Sie oder an Herrn MeyerAntoine-André Meyer studierte gemeinsam mit Jean Giraudoux an der Ecole normale supérieure de Paris [vgl. Body 1986, S. 267]. schon geschrieben haben, wenn nicht die aufregende Erwartung mit den ProbenDie Proben für die Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ am 20.11.1906 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Berlin (Direktion: Max Reinhardt) hatten am 12.11.1906 begonnen, wie Hermann Bahr notierte: „Programm für heute: Probe von Wedekinds ‚Frühlings Erwachen‘, die wol, mit dem üblichen nachherigen Trasch im Bureau, bis fünf dauern wird“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 143]. Wedekind war da in Dresden und notierte die aufreibenden Proben seiner Kindertragödie im Tagebuch ab dem 13.11.1906 („Fr. Erwachen Probe“) täglich bis zum Tag der Uraufführung am 20.11.1906 („Probe vor der Censur vor Glasenapp und Possart“). gewesen wäre die einen nicht zur Sammlung kommen läßt. Ich freue mich | nun außerordentlich darüber mit meinen Arbeiten in dem schönen herrlichen Paris eine so ehrenvolle und würdige Gastfreundschaftdie von Jean Giraudoux und Antoine-André Meyer in Paris offenbar gemeinsam geplante Übersetzung von Wedekinds Lulu-Dramen (siehe unten). wie bei Herrn Meyer und bei Ihnen gefunden zu haben. Dieser TagSchreibversehen, statt: Tage. kommt mein Verleger, den Sie ja kennenJean Giraudoux hatte Wedekinds Verleger Bruno Cassirer, in dessen Verlag die berühmte Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903) erschienen ist, um die Zensurprozesse gegen Autor und Verleger geführt wurden, die letzte Verhandlung am 10.1.1906 [vgl. KSA 3/II, S. 1167], am 17.9.1907 in Berlin durch Wedekind persönlich kennengelernt: „Mr. Giraudox aus Paris kommt mit einer Empfehlung von Rüderer. Wir gehen zusammen zu Cassirer.“ [Tb] Im Bruno Cassirer Verlag war „Die Büchse der Pandora“ (1903) erschienen, Wedekind hat Jean Giraudoux ein Exemplar seiner Tragödie mit einer Widmung überreicht [vgl. Wedekind an Jean Giraudoux, 17.9.1906] und Jean Giraudoux dürfte eine Übersetzung geplant haben – eine „Erdgeist“-Übersetzung hat er dann gemeinsam mit Antoine-André Meyer begonnen [vgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906]. nach Paris und wird Sie voraussichtlich besuchen. Ich ersehe nun aus dem was mir Herr Meyer mittheiltHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Antoine-André Meyer an Wedekind, 13.11.1906. Antoine-André Meyer dürfte Wedekind in zeitlicher Nähe zu dem Brief seines Freundes Jean Giraudoux (siehe oben) geschrieben haben., daß sich geschäftlich | augenblicklich noch nicht viel ausmachen läßt. Da Sie so große Pläne mit den beiden Stückendie Lulu-Tragödien „Der Erdgeist“ (1895) und „Die Büchse der Pandora“ (1903), die Jean Giraudoux und Antoine-André Meyer in Paris zu übersetzen planten (siehe oben) und zumindest den „Erdgeist“ in französischer Fassung in Paris auch aufzuführen vorhatten [vgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906]. Übersetzung und Aufführung kamen nicht zustande. vorhaben darf ich ja wol voraussetzen, daß meine Interessen so gewahrt sind wie es bei Übersetzungen gebräuchlich ist.

Ich freue mich sehr darauf, Sie um PfingstenPfingstsonntag fiel auf den 19.5.1907. Jean Giraudoux hatte sein Kommen um Ostern angekündigt [vgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906] und war vom 24.3.1907 bis 16.4.1907 in Berlin, wo er Wedekind dem Tagebuch zufolge am 26.3.1907 („Giraudoux besucht mich“), 5.4.1907 („Giraudoux Reinhart e.ct.“) und 7.4.1907 („Welti und Giraudoux kommen. Wir gehen zu Steinert dann in die Sezession“) traf. wieder hier zu sehen und bitte Sie, mich gleich bei Ihrem Eintreffen zu besuchen. Als Sie das letzte MalJean Giraudoux, der sich seinerzeit vom 10. bis 18.9.1906 in Berlin aufgehalten hatte [vgl. Body 1986, S. 264], besuchte Wedekind mit einer Empfehlung von Josef Ruederer [vgl. Josef Ruederer an Wedekind, 1.9.1906] am 17.9.1906 erstmals in Berlin (siehe oben). bei mir waren hatte ich noch gar keine Gesellschaft | in Berlin gefunden, während ich jetzt mehrere Stammtische gefunden habe, an denen Sie eine anregende Gesellschaft treffen würden.

Also auf Wiedersehn! Ich schreibe mit gleicher Post an Herrn Dr. MeyerHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Antoine-André Meyer, 6.12.1906..

In vorzüglicher Hochschätzung
Mit ergebenstem Gruß
Ihr
FrWedekind.


6.XII 6.
Kurfürstenstraße 125.


[Kuvert:]


Monsieur Jean Giraudoux
Paris
45. rue dʼUlm.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 5 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 16 cm. 4 Seiten beschrieben. Kuvert. 13 x 9 cm. 1 Seite beschrieben.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben. Kuvert im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Das Kuvert ist mit zwei aufgeklebten Briefmarken von je 10 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel Berlin: „11 – 12 N“ (= 23 bis 24 Uhr). Der Posteingangsstempel Paris ist nur teilweise lesbar.

Erstdruck

Gallo-Germanica. Wechselwirkungen und Parallelen deutscher und französischer Literatur

Titel des Aufsatzes:
Zu einem Brief von Frank Wedekind an Jean Giraudoux
Autor:
Jacques Body
Herausgeber:
Eckhard Heftrich, Jean-Marie Valentin
Ort der Herausgabe:
Nancy
Verlag:
Presses Universitaires de Nancy
Jahrgang:
1986
Seitenangabe:
263-264
Kommentar:
Im Erstdruck ist zu dem Brief vermerkt, er habe sich in einem Exemplar von Wedekinds „Die Büchse der Pandora“ im Nachlass von Jean Giraudoux in der Bibliothek von Bellac befunden, das eine Widmung für Jean Giraudoux [vgl. Wedekind an Jean Giraudoux, 17.9.1906] enthalte [vgl. Body 1986, S. 263]. Dieses Exemplar ist inzwischen verschollen.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bibliothèque nationale de France. Département des manuscrits

rue de Richelieu 58
75002 Paris
Frankreich

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Jean Giraudoux. Œuvres, correspondance et documents : compléments.
Signatur des Dokuments:
NAF 28865
Standort:
Bibliothèque nationale de France. Département des manuscrits (Paris)

Danksagung

Wir danken der Bibliothèque nationale de France für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Jean Giraudoux, 6.12.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (03.07.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.07.2024 17:38
Kennung: 722

Berlin, 6. Dezember 1906 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Giraudoux, Jean
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr Giraudoux!

empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdigen Zeilenvgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906.. Ich würde längst an Sie oder an Herrn MeyerAntoine-André Meyer studierte gemeinsam mit Jean Giraudoux an der Ecole normale supérieure de Paris [vgl. Body 1986, S. 267]. schon geschrieben haben, wenn nicht die aufregende Erwartung mit den ProbenDie Proben für die Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ am 20.11.1906 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Berlin (Direktion: Max Reinhardt) hatten am 12.11.1906 begonnen, wie Hermann Bahr notierte: „Programm für heute: Probe von Wedekinds ‚Frühlings Erwachen‘, die wol, mit dem üblichen nachherigen Trasch im Bureau, bis fünf dauern wird“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 143]. Wedekind war da in Dresden und notierte die aufreibenden Proben seiner Kindertragödie im Tagebuch ab dem 13.11.1906 („Fr. Erwachen Probe“) täglich bis zum Tag der Uraufführung am 20.11.1906 („Probe vor der Censur vor Glasenapp und Possart“). gewesen wäre die einen nicht zur Sammlung kommen läßt. Ich freue mich | nun außerordentlich darüber mit meinen Arbeiten in dem schönen herrlichen Paris eine so ehrenvolle und würdige Gastfreundschaftdie von Jean Giraudoux und Antoine-André Meyer in Paris offenbar gemeinsam geplante Übersetzung von Wedekinds Lulu-Dramen (siehe unten). wie bei Herrn Meyer und bei Ihnen gefunden zu haben. Dieser TagSchreibversehen, statt: Tage. kommt mein Verleger, den Sie ja kennenJean Giraudoux hatte Wedekinds Verleger Bruno Cassirer, in dessen Verlag die berühmte Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903) erschienen ist, um die Zensurprozesse gegen Autor und Verleger geführt wurden, die letzte Verhandlung am 10.1.1906 [vgl. KSA 3/II, S. 1167], am 17.9.1907 in Berlin durch Wedekind persönlich kennengelernt: „Mr. Giraudox aus Paris kommt mit einer Empfehlung von Rüderer. Wir gehen zusammen zu Cassirer.“ [Tb] Im Bruno Cassirer Verlag war „Die Büchse der Pandora“ (1903) erschienen, Wedekind hat Jean Giraudoux ein Exemplar seiner Tragödie mit einer Widmung überreicht [vgl. Wedekind an Jean Giraudoux, 17.9.1906] und Jean Giraudoux dürfte eine Übersetzung geplant haben – eine „Erdgeist“-Übersetzung hat er dann gemeinsam mit Antoine-André Meyer begonnen [vgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906]. nach Paris und wird Sie voraussichtlich besuchen. Ich ersehe nun aus dem was mir Herr Meyer mittheiltHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Antoine-André Meyer an Wedekind, 13.11.1906. Antoine-André Meyer dürfte Wedekind in zeitlicher Nähe zu dem Brief seines Freundes Jean Giraudoux (siehe oben) geschrieben haben., daß sich geschäftlich | augenblicklich noch nicht viel ausmachen läßt. Da Sie so große Pläne mit den beiden Stückendie Lulu-Tragödien „Der Erdgeist“ (1895) und „Die Büchse der Pandora“ (1903), die Jean Giraudoux und Antoine-André Meyer in Paris zu übersetzen planten (siehe oben) und zumindest den „Erdgeist“ in französischer Fassung in Paris auch aufzuführen vorhatten [vgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906]. Übersetzung und Aufführung kamen nicht zustande. vorhaben darf ich ja wol voraussetzen, daß meine Interessen so gewahrt sind wie es bei Übersetzungen gebräuchlich ist.

Ich freue mich sehr darauf, Sie um PfingstenPfingstsonntag fiel auf den 19.5.1907. Jean Giraudoux hatte sein Kommen um Ostern angekündigt [vgl. Jean Giraudoux an Wedekind, 13.11.1906] und war vom 24.3.1907 bis 16.4.1907 in Berlin, wo er Wedekind dem Tagebuch zufolge am 26.3.1907 („Giraudoux besucht mich“), 5.4.1907 („Giraudoux Reinhart e.ct.“) und 7.4.1907 („Welti und Giraudoux kommen. Wir gehen zu Steinert dann in die Sezession“) traf. wieder hier zu sehen und bitte Sie, mich gleich bei Ihrem Eintreffen zu besuchen. Als Sie das letzte MalJean Giraudoux, der sich seinerzeit vom 10. bis 18.9.1906 in Berlin aufgehalten hatte [vgl. Body 1986, S. 264], besuchte Wedekind mit einer Empfehlung von Josef Ruederer [vgl. Josef Ruederer an Wedekind, 1.9.1906] am 17.9.1906 erstmals in Berlin (siehe oben). bei mir waren hatte ich noch gar keine Gesellschaft | in Berlin gefunden, während ich jetzt mehrere Stammtische gefunden habe, an denen Sie eine anregende Gesellschaft treffen würden.

Also auf Wiedersehn! Ich schreibe mit gleicher Post an Herrn Dr. MeyerHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Antoine-André Meyer, 6.12.1906..

In vorzüglicher Hochschätzung
Mit ergebenstem Gruß
Ihr
FrWedekind.


6.XII 6.
Kurfürstenstraße 125.


[Kuvert:]


Monsieur Jean Giraudoux
Paris
45. rue dʼUlm.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 5 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 16 cm. 4 Seiten beschrieben. Kuvert. 13 x 9 cm. 1 Seite beschrieben.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben. Kuvert im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Das Kuvert ist mit zwei aufgeklebten Briefmarken von je 10 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel Berlin: „11 – 12 N“ (= 23 bis 24 Uhr). Der Posteingangsstempel Paris ist nur teilweise lesbar.

Erstdruck

Gallo-Germanica. Wechselwirkungen und Parallelen deutscher und französischer Literatur

Titel des Aufsatzes:
Zu einem Brief von Frank Wedekind an Jean Giraudoux
Autor:
Jacques Body
Herausgeber:
Eckhard Heftrich, Jean-Marie Valentin
Ort der Herausgabe:
Nancy
Verlag:
Presses Universitaires de Nancy
Jahrgang:
1986
Seitenangabe:
263-264
Kommentar:
Im Erstdruck ist zu dem Brief vermerkt, er habe sich in einem Exemplar von Wedekinds „Die Büchse der Pandora“ im Nachlass von Jean Giraudoux in der Bibliothek von Bellac befunden, das eine Widmung für Jean Giraudoux [vgl. Wedekind an Jean Giraudoux, 17.9.1906] enthalte [vgl. Body 1986, S. 263]. Dieses Exemplar ist inzwischen verschollen.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bibliothèque nationale de France. Département des manuscrits

rue de Richelieu 58
75002 Paris
Frankreich

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Jean Giraudoux. Œuvres, correspondance et documents : compléments.
Signatur des Dokuments:
NAF 28865
Standort:
Bibliothèque nationale de France. Département des manuscrits (Paris)

Danksagung

Wir danken der Bibliothèque nationale de France für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Jean Giraudoux, 6.12.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. http://briefedition.wedekind.h-da.de (03.07.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.07.2024 17:38