Kennung: 1133

München, 8. März 1909 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Martens, Kurt

Inhalt

Lieber Martens!

empfang meinen besten Dank für Deine liebenswürdigen Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Kurt Martens an Wedekind, 7.3.1909. und die NachrichtenKurt Martens hat Wedekind Fritz Strich zufolge „die Bitte des französischen Schriftstellers Georges Edeline übermittelt, den Totentanz übersetzen zu dürfen. Das Drama sollte dann auch in Paris aufgeführt werden.“ [GB 2, S. 366] Beide Vorhaben mit „Totentanz“ (1906) kamen nicht zustande: „Im März 09 wollte ihn Georges Edeline ins Französische übersetzen und in Paris zur Aufführung bringen; auch das schlug fehl.“ [Kutscher 2, S. 239], die Du di/m/ir mittheilst. Den Akadémos bekam ich zugeschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung; erschlossenes Korrespondenzstück: Akademos. Revue mensuelle d’Art libre et de Critique an Wedekind, 1.2.1909. Wedekind hatte das erste Heft der französischen Monatsschrift „Akademos“ erhalten (eine sich dezent für die Akzeptanz von Homosexualität einsetzende Zeitschrift, finanziert von Jacques d’Adelswärd-Fersen), die in Paris herauskam (auf dem Titelblatt als Adresse der Direktion: Rue Eugène Manuel 24, Leitung und Redaktion: Albert Messein, Quai Saint-Michel 19); es enthält einen von Gaspar Etscher übersetzten Artikel von Kurt Martens über Wedekind [vgl. Kurt Martens: Frank Wedekind. In: Akademos. Revue mensuelle d’Art libre et de Critique, Jg. 1, Nr. 1, 15.1.1909, S. 94-102], der bereits deutschsprachig vorlag [vgl. Kurt Martens: Frank Wedekind. In: Das literarische Echo, Jg. 10, Heft 1, 1.10.1907, Sp. 7-11]. In einem Artikel über französische Zeitschriften wurde auf die Zeitschrift hingewiesen: „Die begabtesten und zukunftsreichsten Mitarbeiter dieser Revuen bemüht sich Graf Fersen in seiner jüngst gegründeten Zeitschrift ‚Academos‘ (Direktion: 24 rue Eugène-Manuel, 12 Nummern 18 Fr. jährlich) zusammenzuschließen; der ‚Academos‘, der bei einem größeren Verleger erscheint, strebt einen großartigen Stil an.“ [Otto Grautoff: Die junge literarische Bewegung Frankreichs. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 112, Nr. 22, 29.5.1909, S. 501] Nur ein Jahrgang dieser Zeitschrift ist erschienen.. Wie soll ich Dir denn für alles das danken. Nächsten Samstag den 13.Wedekind notierte am 13.3.1909 seinen „Vortrag“ [Tb] auf Einladung des Dresdner Goethebundes im Künstlerhaus in Dresden (Beginn 20 Uhr); er las aus „Die Zensur“ und „Totentanz“ – ein erstmals am 25.11.1908 in München präsentiertes Programm [vgl. Wedekind an Emil Gutmann, 21.11.1908]. „Der Goethe-Bund wollte seinen Mitgliedern etwas Besonderes bieten und hatte den in München lebenden Dichter Frank Wedekind zu einem Vortragsabend eingeladen.“ [Dresdner Nachrichten, Jg. 53, Nr. 74, 15.3.1909, S. (3)] „Frank Wedekind las am Sonnabend im Dresdner Goethebund einige seiner Dichtungen vor. [...] er trug aus seiner Theodicee die bekannte Szene zwischen Dr. Prantl und Buridan vor. Er fing also mit dem späten Wedekind an, der um Wirkung und Verstandenwerden ringt, um im zweiten Teil die glänzende Tragikomödie des Moralisten, den ‚Totentanz‘, zu bringen.“ [Dresdner Neueste Nachrichten, Jg. 17, Nr. 72, 16.3.1909, S. 2] Ob Kurt Martens den Vortrag besuchte, ist unklar. habe ich Vortrag in Dresden. Ich schreibe an Ottomar EnkingHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Ottomar Enking, 8.3.1909. Ottomar Enking, Schriftsteller und Kritiker [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1909, Teil II, Sp. 367] in Dresden (Zirkusstraße 39) [vgl. Adreßbuch für Dresden 1909, Teil I, S. 165], hat offenbar Wedekinds Vortrag am 13.3.1909 auf Einladung des Dresdner Goethebundes im Künstlerhaus in Dresden (siehe oben) organisiert; er war der neue stellvertretende Vorsitzende des Literarischen Vereins in Dresden, ein Verein, der im Künstlerhaus tagte [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1910, Teil I, Sp. 37]. Bei Wedekinds Vortrag war er nicht dabei. Wedekind, der am 12.3.1909 von München nach Dresden abgereist ist, notierte am 13.3.1909 in Dresden: „Besuch bei Ottomar Enking der verreist ist“ [Tb]. er möchte | Dir zwei Plätzezwei Eintrittskarten zu Wedekinds Vortrag im Künstlerhaus (siehe oben). schicken für den Fall daß Du Lust hast hinzukommen. Auf jeden Fall hoffe ich, daß wir uns sehen werdenFrank Wedekind notierte am 14.3.1909 in Dresden zu seiner Rückreise nach München (vor der Abfahrt ein Abendessen mit seiner Schwester Erika Wedekind, seinem Schwager Walther Oschwald und Kurt Martens): „Abendessen Palais de Sax mit Mieze Walter und Kurt Martens, der mich zum Bahnhof begleitet Abfahrt.“ [Tb]. Wegen Totentanz können wir dann sprechen. Ich bin natürlich sehr mit dem Vorschlag einverstanden, bitte Dich aber Herrn Edeline vorher noch nicht zuzusas/g/en.

Dir und Deiner verehrten Frau sende ich die herzlichsten Grüße
Auch meine Tilly läßt grüßen.

Auf baldiges Wiedersehn
Frank.


8.3.9Wedekind war am 8.3.1909 in München [vgl. Tb]..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    8. März 1909 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Loschwitz
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
220
Briefnummer:
329
Kommentar:
Im Erstdruck ist irrtümlich „Berlin“ als Schreibort angegeben.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A I/14
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Kurt Martens, 8.3.1909. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 13:16