Kennung: 1204

München, 11. Juli 1897 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Dreßler, Lotte

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

München d. 11.7.97.


Lieber Herr Wedekind!

Herzlichen Dank für Ihren Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Lotte Dreßler, 10.7.1897., wie freu ich mich, daß Sie gute AussichtenWedekind hatte Aussichten gehabt, seine als „Auftragsarbeit für den Berliner Zirkus Renz“ [KSA 3/II, S. 803] geschriebene Pantomime „Bethel“ (1897) werde aufgeführt, die sich bereits zerschlagen hatten, da der Zirkus Renz in Konkurs ging [vgl. Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 15.7.1897]. haben nach all den traurigen TagenWedekind war Ende 1896 nach Berlin gereist und hatte sich dort monatelang vergeblich um die Aufführung seiner Stücke bemüht. die Sie durchlebt haben, hoffentlich geht es recht bald in Erfüllung.

Sie dürfen unbesorgt sein | daß Ihre Freunde nicht wohl wollen, ist wirklich nicht der Fall, und Alle werden sich herzlich freuen Sie wiederzusehen. Frieda hat niemals häßlich von Ihnen gesprochen, daß ist wirklich wahr, sie hat nur mir gesagt, daß Sie sie eben nicht lieben können, und deßhalb Alles in Freundschaft zu Endedie Liebesbeziehung Wedekinds mit Frida Strindberg. sei. Sie können sich gewiß denken daß sie innerlich doch sehr erregt ist, weil sie leider | in diesem beklagenswerten ZustandFrida Strindberg war schwanger; ihr Kind (Wedekinds unehelicher Sohn Friedrich Strindberg) kam am 21.8.1897 zur Welt. ist – sonst würde sie ja leichter darüber hinweg kommen.

Aber wie gesagt, sie ist Ihnen nicht böse, aber es ist eben Alles aus, was meiner Ansicht nach für beide Theile das Beste ist, da Sie ja doch nicht zusammen passen. Das Leben ist noch lang genug um wieder glücklich zu werden. Ob Sie noch einmal schreiben sollen weiß ich nicht, denn Frieda spricht nicht gern über diese Angelegenheit – und | ich will auch lieber nichts sagen. Haben Sie nur Mut und es wird Alles wieder recht werden. Ich bin freilich so aufrichtig Ihnen zu sagen – daß Sie auch manchen Fehler begangen haben, um sich Feinde zuzuziehen – aber schließlich hat deren jede Mensch! Durch Frieda haben Sie meinem Gefühl nach keinen bekommen.

Und nun zu etwas Andrem. Wir reisen am 15 Juli nach Bruck in der Nähe von München, Miss mit Weinhöppel„die Amerikanerin Stella Brokow“ [KSA 4, S. 662], die spätere erste Ehefrau von Hans Richard Weinhöppel (Heirat 1900 in London), und Wedekinds Freund Hans Richard Weinhöppel. | ebenfalls, und bleiben 2 Monate dort. Wenn Sie nach München kommen dann besuchen Sie uns – gelt?nicht wahr?

Ich selbst bin jetzt sehr unglücklich, denn mein armer Bruderder Kunstmaler Walter Kray. ist wieder kränker, außerdem sind die pekuniären Verhältnisse meiner FamilieLotte Dreßler war die Tochter des Genre- und Historienmalers Wilhelm Kray (verstorben am 29.7.1889 in München) und dessen Gattin Clara Kray (geb. Broemel); sie hatte außer ihrem Bruder Walter Kray noch zwei Schwestern (Else und Marietta Kray)., derart daß es mir heiß wird wenn ich daran denke, ich bin so nervös daß ich jetzt kaum meh die Feder halten kann, und müssen Sie meine Schrift entschuldigen.

Es weiß Niemanddreifach unterstrichen. daß | ich Ihnen schreibe – antworten Sie mir nicht auf diesen Brief.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Lotte Dressler.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 6 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18 cm. 4 Seiten beschrieben. Gelocht. Einzelblatt. 11 x 18 cm. 2 Seiten beschrieben. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    11. Juli 1897 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 34
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Lotte Dreßler an Frank Wedekind, 11.7.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (11.04.2025).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

11.12.2024 12:40